Die verkaufte Kindheit

Autor*in
Gaschke, Susanne
ISBN
978-3-570-55172-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in / Sprecher*in
Umfang
271  Minuten
Verlag
Gattung
Digitale Medien
Ort
München
Jahr
2011
Alters­empfehlung
ab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,99 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

Werbung und Konsumindustrie habe die Zielgruppe "Kind" für sich entdeckt und versu-chen mit unterschiedlichen Mitteln dieses Potential für sich zu gewinnen. Susanne Gaschke warnt in ihrem Buch vor dem Ausverkauf der Kindheit und fordert Eltern auf, ihrer Rolle als Erziehungsberechtigte nachzukommen.

Beurteilungstext

Fassen wir zu Beginn dieser Kritik die zentralen Aussagen der Autorin zusammen: Barbie ist schlecht, Pokemon ist schlecht, VTech ist schlecht, aktuelle Fernsehserien ("…hirnverbrannten Fernsehserien…") sind schlecht, Videospiele sind schlecht, Plastikrutschen im Garten sind schlecht, denn "…Plastik wird wahnsinnig schnell hässlich." Doch immerhin gesteht Susanne Gaschke der britischen Autorin Joanne K. Rowling zu, dass die Harry Potter-Romane, zumindest die ersten vier Teile, gut seien…
Bemerkenswert an "Die verkaufte Kindheit" ist, dass ein Buch mit dem Gedankengut aus längst vergangenen Zeiten tatsächlich noch im Jahre 2011 veröffentlicht wird. Es sind nicht die sprachlichen und strukturellen Mängel, die sich durch das gesamte Buch ziehen, sondern die Ansätze der Autorin, die, sofern man das Sachbuch nicht bereits nach dem Vorwort beiseitegelegt hat, "Die verkaufte Kindheit" so bedeutungs- und faktenlos er-scheinen lassen. Im Stil gängiger Boulevard-Magazine werden Meinungen lose aneinan-der gereiht, gerne auch mit "Schockmomenten" angereichert, wie schlimm es doch schon um unsere Kinder bestellt ist. Begriffe wie "Medienverbund", das Ineinandergreifen von beispielsweise Buch, Hörspiel und Film in den literarischen Lernprozess von Kindern, scheinen an der Verfasserin unbemerkt vorbeigeschlichen zu sein. Und so mag es auch in dem Kreis um Susanne Gaschke durchaus vertreten sein, dass ein Baby einen Swarovski-Schnuller braucht und zum 13. Geburtstag ein Louis Vuitton-Täschchen überreicht werden muss, der Realität im Alltag der meisten Kinder und Jugendlichen in Deutschland ent-spricht dies in keinster Weise, sind doch die Zeiten, in denen ein extremes Markenbe-wusstsein bei Schülern herrschte (wer der Mittdreißiger erinnert sich nicht an Vanilla-Hosen und adidas-/Puma-Turnschuhe als absolutes Muss in den 80er-Jahren…) schon län-ger vorbei. Und die aktuellen Wünsche der Teenager nach Converse-Schuhen oder einem iPhone können sicherlich nicht als "jugendbedrohend" angesehen werden.
Ach ja, die "Rettungsmaßnahmen" der Autorin für unsere Kinder: Kinder- und Jugendfar-men, Ziegen, Schafe, Spielzeug aus Holz (aber nicht zu viel), das Herumschrauben an Traktoren, Mitglied bei den Pfadfinder sein… Wie damals, in den 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts.
"Die verkaufte Kindheit" kann thematisch interessierten Lesern eingeschränkt empfohlen werden. Oder auch als Beispiel dafür, wie man diese Thematik in einem Sachbuch nicht behandeln sollte.

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Diese Rezension wurde verfasst von ako.
Veröffentlicht am 01.01.2010