Die Totenärztin. Schattenwalzer

Autor*in
Anour, René
ISBN
978-3-499-00979-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
432
Verlag
Rowohlt
Gattung
KrimiTaschenbuch
Ort
Hamburg
Reihe
Die Totenärztin
Jahr
2023
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Freizeitlektüre
Preis
12,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Wien 1909. Die junge Gerichtsmedizinerin Fanny hat nicht nur jede Menge zu tun, sie gerät auch mitten hinein in einen Fall von Spionage und Mord. Immer wieder muss sie sich auch mit den Anforderungen auseinandersetzen , die an sie wegen der geplanten Hochzeit gestellt werden.

Beurteilungstext

Fanny ist vielseitig talentiert. Sie ist nicht nur eine selbstbewusste Gerichtsmedizinerin, sie hat auch detektivische und strategische Fähigkeiten und beweist eine Menge Mut. Sie ist selbstbewusst, wissbegierig, klug und ehrlich. Ihre Kontakte reichen von der wohlhabenden Oberschicht Wiens bis hin in die Verbrecherkreise. Verlobt ist sie mit Max, einem extrem ehrgeizigen Polizisten, der eine schnelle Karriere und den sozialen Aufstieg plant. Dieser Ehrgeiz ist Fanny fremd und belastet die Beziehung nachhaltig. Ihre beste Freundin und ihr schwuler Cousin arbeiten am Theater.

Diese Konstellation der Protagonist*innen bietet die Basis für eine Zeitreise. Fanny ist als Gerichtsmedizinerin eine Ausnahme; sie wird von Außenstehenden unterschätzt. Sie entspricht auch nicht dem Bild einer damaligen Frau, wenn es um ihr Verhalten geht. Ihre beste Freundin ist ebenfalls sehr selbstbewusst. Ihr schwuler Cousin wurde von seiner Familie verstoßen; er ist ständig in Gefahr, verhaftet zu werden, Homosexualität wurde damals mit Gefängnis bestraft. Durch das Leben mit seiner sexuellen Orientierung im Verborgenen gerät er in Lebensgefahr.

Im Kriminalfall geht es um Spionage und letztendlich darum, dass die Anführerin der "Gesellschaft", deren Mitglieder ausschließlich maskiert auftreten, von der Idee überzeugt ist, dass ein Krieg zwischen Russland und Österreich-Ungarn die sozialen Verhältnisse der Frauen und der Armen verbessern würde. Dieser Handlungsstrang ist etwas undurchsichtig, unlogisch und zu gewalthaltig.

Dies ist der vierte Band der Reihe um die Gerichtsmedizinerin. Auf wichtige Begebenheiten in den drei anderen Romanen wird immer wieder Bezug genommen, ebenso wie auf einige damals angesagte Theaterstücke wie "Viel Lärm um Nichts" oder die Erstaufführung von "Frühlingserwachen". Interessant sind die Blicke auf die historischen Verkehrsmittel, die medizinischen Möglichkeiten in der damaligen Zeit und die Situation der Armen, gezeigt hier am Beispiel einer Familie, deren Ernährer bei einem Arbeitsunfall ums Leben kommt.

Medizinische Begriffe und einige österreichische Worte werden in einem Glossar erklärt. Ein Stadtplanausschnitt aus dem Wien von 1909 hilft bei der räumlichen Orientierung. Kurz wird im Nachwort auf den historischen Hintergrund des Spionagefalls eingegangen.
Fazit: Interessante Unterhaltung gerade auch durch den historischen Kontext, und einem actionreichen Finale mit überflüssiger Gewalt.

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Diese Rezension wurde verfasst von Fee; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 17.04.2023