Die Stunde des Herrn Blau

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Teaser

Herr Blau ist einsam. Weder am Tag noch in der Nacht hat er seinen Platz. Da erfährt er von der Prinzessin der Morgendämmerung und macht sich auf sie zu suchen ...

Beurteilungstext

Dieses Buch ist ein Bilderbuch. Obwohl das offensichtlich ist, muss es betont werden und zwar aus zwei Gründen: Bilderbücher sind in der Regel Kinderbücher und Bilderbücher sind zum Anschauen und Vorlesen da. Hier beginnt bei diesem Buch das Problem.
Nach einer stimmungsvollen, fast philosophisch klingenden Einleitung machen Text und Bilder das Buch zu einem Such-und-Find-Buch. Ein Kleinkind, für das ein Bilderbuch gedacht ist, will im Bild sehen, was im Text steht, und tut sich hier an vielen Stellen damit schwer: Auf dem Bild ist das, was der Text besagt, nicht leicht oder gar nicht zu finden, d.h. Text und Bild sind stellenweise schwer miteinander in Einklang zu bringen.
Die Bilder sind in einer Art gemalt, wie auch Kinder sie malen würden, mit Überbetonung von Längen und Breiten der gemalten Person. Es stört ein Kleinkind nicht, wenn diese Personen fiktiv sind. Herr Blau ist ein langer, dürrer Mann mit überlangen, dünnen Armen und Beinen, was noch durch seine langen, dünnen Stelzen betont wird.
Da die vorweg genannte "Blaue Stunde" zwischen Tag und Nacht nicht mehr zum Lesen und Nähen taugt, hat der lange dürre Mann Fingerhut und Nadel sich als Kleidungsstücke angelegt und hält das nicht mehr lesbare Buch zwischen dünnen Fingern auf dem Rücken. Er ist der Mann der "Blauen Stunde", der Herr Blau. Gleich zu Anfang gerät er infolgedessen in Konflikt mit dem Sonnenkönig des Tages und der Mondkönigin der Nacht. Beide wollen ihn nicht, da er aus dem Zwischenbereich entstammt.
Dann erfährt Herr Blau von den Blumenvögeln, dass es ein Reich auf der anderen Seite gibt, in dem eine Prinzessin wohnt, die Prinzessin der Morgendämmerung, die auf der Gegenseite der "Blauen Stunde", der Abenddämmerung, wohnt. Am Schluss kommt Herr blau jede Nacht, um die Prinzessin der Morgendämmerung zu sehen, "ein kleines Buch ans Herz gepresst".
Ein Buch voller Einfälle, dessen Vorlesen und Betrachten Spaß macht, obwohl Kinderfragen wie "Wo ist denn …?" auftauchen werden. Oder sollte am Ende dieses fantasievolle Bilderbuch mit seinen philosophisch anmutenden Texten gar kein Bilderbuch für Kinder sein?