Die Struwwelliese

Autor*in
Lütje, Dr.
ISBN
978-3-480-22769-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Maddalena, F.
Seitenanzahl
32
Verlag
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Esslingen
Jahr
2011
Lesealter
4-5 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
10,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Als Pendant zum Struwwel-Peter können Bilderbuchliebhaber in der “Struwwel-Liese” Geschichten über ein unartiges Mädchen und die damit einhergehenden Folgen nachlesen. Dieses Werk von Dr. Julius Lütje, bebildert von F. Maddalena hat einen absolut nostalgischen Wert und erfreut jedes Sammlerherz.

Beurteilungstext

Als die Struwwelliese um 1890 erstmals erschien, ahnte noch keiner, dass die freche Mädchengeschichte einen ähnlichen Siegeszug in die Kinderzimmer antreten würde wie der Struwwelpeter. Mit dieser Reprint-Ausgabe , die bis heute nichts von ihrem Reiz verloren hat , wird jedes Sammlerherz erfreut. Den absolut nostalgische Wert werden nur Liebhaber zu schätzen wissen.
Man muss sich vor Augen halten, dass wir in einem Bilderbuch Lesen und Schauen, das vor 120 Jahren erschienen ist. Die moralische und glaubensmäßige Einstellung, die Lebensweise waren noch nach ganz anderen Maßstäben ausgerichtet als im 20. Jahrhundert. Mit Rute, Schlägen auf das Hinterteil, an Ohren und Haaren ziehen, sowie ständiger Strafandrohung hat man bewusst eingeschüchtert und eine Verunsicherung erzeugt. Das Lieschen hat scheinbar schlimme Schandtaten vollzogen: es hat seine Puppe zerzaust - man würde sich heutzutage nach der Ursache für solches Vorgehen fragen ; es hat Heißhunger und Verlangen nach einer Köstlichkeit verspürt - eigentlich gut nachvollziehbar für diese Zeit der Entbehrung, wo es nicht täglich Leckereien auf dem Tisch geben konnte. Und zu ihrer eigenen Erkenntnis, die mit Magenweh und Erbrechen leibhaftig spürbar war, gibt es auch noch Rutenhiebe. Und weil das Lieschen sich mal nicht mehr so klein fühlen möchte und das Beten übergeht, wird es gleich in der Nacht von der Koboldschar und dem Knecht Ruprecht belästigt, psychisch unter Druck gesetzt. Nicht aus freiem Willen geschieht dann der Gehorsam und das Beten, sondern erzwungenermaßen. Ein Beispiel von überautoritärer Erziehung. Wohin diese uns, ebenso wie die antiautoritäre Erziehung führt, hat die Geschichte uns ja gelehrt.
Abgesehen davon hat das Bilderbuch zur damaligen Zeit sicherlich in vielen Familien als abschreckendes und warnendes Beispiel gedient und die Erwachsenen bei der Erziehung unterstützt.
Die Texte sind in Versform geschrieben und manche Ausdrücke bedürfen in heutiger Zeit der Erklärung. Überhaupt haben wir uns mit den Kindern nach dieser Bilderbuchbetrachtung sehr über das Leben von Früher unterhalten und sind ins Philosophieren geraten. Die Illustrationen sind auf ihre eigene Weise liebenswerte Zeitzeugen einer vergangenen Epoche. Eigentlich ist die Liese eine drahtige und knuddelige Blondhaarige zum Liebhaben. Pausbäckchen und Babyspeckärmchen, Stupsnase und Schmollmund verstärken das Gefühl.
Und die Moral von der Geschicht, damals gings ohne die Struwwelliese nicht.

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Diese Rezension wurde verfasst von SW.
Veröffentlicht am 01.01.2010