Die Struwwel-Liese

Schlagwörter

• Gender/Geschlecht
• Sexualität

Teaser

Reprint des Mädchen-Struwwelpeters aus dem Jahr 1890.

Beurteilungstext

Die Puppe, die Liesel vom Knecht Ruprecht bekommen hat, wird bald Gegenstand von Liesels destruktiven Neigungen. Ihre Haare werden zerzaust, das Kleid zerrissen, die Schuhe zerstört - und schließlich wird sie dem braven Spitz Phylar an den Kopf geworfen. Der beißt Liesel arg, so dass sie nie mehr eine Puppe quält. Lieschen hingegen nascht furchtbar gern, so auch vom frischen Kuchen auf dem Tisch. Nach 14 Tagen Magenweh bekommt sie schließlich auch die verdiente Tracht Prügel von der Mutter. Ähnlich ergeht es den unartigen Schwestern, dem schlafmützigen Liesel - das schließlich von der Feuerwehr aus dem Bett gespritzt wird - und dem Lieschen das nicht beten wollte. Sie alle bekommen die gerechte Strafe für ihre Unartigkeiten.
Die Episoden zeigen es deutlich, hier geht es um eine Adaption des Struwwelpeters, auf den sich das vorliegende Buch auch explizit bezieht. 1890 erstmals erschienen ist es das Mädchen-Pendant zum Struwwelpeter, und es widmet sich auch explizit den Mädchen, ihren Spielen und den damit verbundenen rollenstereotypen Moralvorstellungen. In kleinen gereimten Erzählungen werden die Negativbeispiele vorgestellt und die Konsequenzen ihres Handelns deutlich vor Augen geführt. Die dazugehörigen Bilder sind wie beim Struwwelpeter auch sequenzielle Abbildungen der Handlung, wobei der Illustrationsstil deutlich den Jugendstil des ausgehenden 19 Jahrhunderts erkennen lässt.
Aus heutiger Sicht lösen die kleinen Episoden bestenfalls ein Lächeln aus. Die hier geäußerten Moralvorstellungen und die Drohgebärden ihrer Durchsetzung sind gewiss nicht mehr zeitgemäß. Und doch findet sich hier ein Stück dokumentierte Kindheitsgeschichte, die amüsant und kurzweilig gestaltet ein besonderes Leseerlebnis verspricht.