Die Stille danach
- Autor*in
- Stehle, Katrin
- ISBN
- 978-3-522-30182-4
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 173
- Verlag
- Thienemann
- Gattung
- –
- Ort
- Stuttgart
- Jahr
- 2009
- Lesealter
- 14-15 Jahre16-17 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 12,90 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Bei einem Mofaunfall verliert die 15-jährige Sophia ihren Zwillingsbruder Uli. Unfall oder Selbstmord? Wie schon öfter in der Vergangenheit will sich eigentlich niemand in der Familie und im Dorf mit einem solch heiklen Thema befassen. Sophia begibt sich auf Spurensuche in Ulis Leben, das ihr schon seit vielen Jahren fremd geworden ist.
Beurteilungstext
Ulis Tod stürzt die achtköpfige Bauersfamilie in ein tiefes Loch. Die Mutter zieht sich mit Depressionen und Fressanfällen ins Bett zurück, der Vater und Sophias großer Bruder stürzen sich in die Arbeit auf dem Hof und die bereits ausgezogene große Schwester versucht die alte heile Scheinwelt wieder aufzubauen. Sophia bleibt allein und haltlos, nicht zuletzt deshalb, weil die hochbegabte Musikerin den Draht zur Musik verloren hat. Eine Telefonnummer in Ulis Zimmer ist der Anfang ihrer Spurensuche. Sie führt zu Iris und ihrer Gothic-Clique aus Lindau, zu der auch Uli gehörte. Sophia konsumiert mit ihnen Drogen, findet sich in fremden Betten wieder und schwänzt die Schule. Zu ihrem Glück wird ihr Kurzaufenthalt in der Szene von ihren neuen Bekannten unsanft beendet, und zu ihrem Glück sind ihre alten Freunde Anne und Mark zur Stelle, um sie aufzufangen.
Frau Stehle hält den moralischen Zeigefinger hoch gereckt. “Liebe Kinder, wenn ihr mit den Traditionen brecht, so wird es euch schlimm ergehen”, so in etwa kann man ihre Botschaft lesen. Natürlich hat die Welt, in der Sophia aufgewachsen ist, ihre Schattenseiten. Der Lehrer, der Frau und Kind schlägt, bleibt ebenso ungestraft wie der Organist, der die Messdiener belästigt. Und wenn man eine seelische Erkrankung wie die von Sophias Mutter nicht wahrhaben will, dann kann man sie auch nicht heilen. Auch dass Uli sich von seiner Familie entfremdet hat, ist auf die unmenschliche Ignoranz der anderen zurück zu führen. Doch Ulis zukunftsloses Gegenmodell ist natürlich erst recht inakzeptabel, und so gibt es scheinbar keine Alternative, als in den Schoß der Gemeinschaft zurück zu kehren. Die Autorin versäumt es deutlich zu machen, dass man erfolgreich an Missständen arbeiten kann.
Katrin Stehle legt ihrer Ich-Erzählerin Sophia eine spannungsarme Erzählweise in den Mund. Es gelingt ihr nicht, die Menschen und ihre Gefühle lebendig werden zu lassen. Das Buch wirkt konstruiert nach der Devise der verlagseigenen, im Buch beworbenen Broschüre: “Kinder brauchen Werte”.
Positiv an diesem Buch hervor zu heben ist die Platzierung des Geschehens im ländlichen Raum mit seinen speziellen dörflichen Eigenheiten.