Die Stadt der kleinen Wunder

Autor*in
Portin, Anja
ISBN
978-3-8458-5098-6
Übersetzer*in
Moster, Stefan
Ori. Sprache
Finnisch
Illustrator*in
van der Zalm, Jade
Seitenanzahl
304
Verlag
arsEdition
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
München
Jahr
2023
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüre
Preis
14,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die finnische Autorin Anja Portin überrascht in diesem warmherzig erzählten Kinderroman mit einer eigenwilligen Mischung aus Phantastik und Realistik. Sie erzählt die Geschichte von verlassenen und vernachlässigten Kindern, die von einer alten Dame namens Amanda, die ihre Seufzer hört, gerettet werden – auch Alfred, der schließlich anfängt, sich in einem nächtlichen Radioprogramm an andere vergessene Kinder zu wenden.

Beurteilungstext

Portins Kinderroman bricht mit der potenziellen Erwartungshaltung, hier eine Geschichte über Freundschaft und Zusammenhalt vorzufinden, die in einem realistischen Setting verortet ist. Dies ist nur anfangs der Fall, als die Leser*innen Alfred kennenlernen, der keine Mutter mehr hat und von seinem Vater auf übelste vernachlässigt wird. Anstatt sich um seinen Sohn zu kümmern, fährt dieser ständig auf Geschäftsreise und lässt dem Grundschulkind weder Essen noch Geld da. Eines Nachts steht die alte, leicht schrullig wirkende Amanda vor ihm und schenkt ihm einen Apfel. Doch dabei bleibt es nicht. Die alte Dame nimmt Alfred auf, und somit beginnt ein skurriles Märchen, in dem die Grenzen zwischen Phantastik verwischen. Es stellt sich heraus, dass Amanda – und auch viele andere Menschen – besondere Ohren haben, mit denen sie die Seufzer vergessener Kinder hören können. Sie nennen sich die „Feinohrigen“ (S. 55), deren Gabe Amanda dem verblüfften Alfred so erklärt:
„Aus irgendeinem Grund reagiert das Trommelfell eines Feinohrigen stark auf die Schallwellen, die beim Seufzen entstehen. Dabei geht es nicht nur ums Hören, sondern um ein Gespür. Das Seufzen erzeugt ein starkes Gefühl im ganzen Körper – ein bisschen wie dröhnende Bässe.“ (ebd.)
Auf dieser Basis entfaltet sich nun eine phantastische Story: In Amandas Haus findet Alfred ein altes Radio und beginnt nun Nacht für Nacht, Funksprüche an andere vergessene Kinder zu senden. Diese weisen charmante intertextuelle Spuren auf, denn der leseaffine Protagonist beruft sich in seiner Sendung stets auf kinderliterarische Figuren, die ebenfalls unter Vernachlässigung leiden, wie Oliver Twist oder Harry Potter. Belesene Kinder werden begeistert sein von dieser leicht seltsam anmutenden Geschichte, die für Freundschaft und Zusammenhalt wirbt und am Ende als Weihnachtserzählung durchgehen könnte, denn das wohlgefällige Happyend mündet in „Radio Popows Weihnachtslied“ (S. 294), in dessen Kontext Alfred endlich Informationen über seine verschollene Mutter erhält.
Eine kurzweilige, im Erzählton liebevolle Geschichte für Kinder im Alter von 8-10 Jahren, voller märchenhafter Elemente.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Kirsten Kumschlies; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 06.02.2024

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