Die Stadt am Meer

Autor*in
ISBN
978-3-8489-0144-9
Übersetzer*in
Ott, Bernadette
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Smith, Sydney
Seitenanzahl
52
Verlag
Aladin
Gattung
Buch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Hamburg
Jahr
2018
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
18,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Die Geschichte eines kleinen Jungen, der in einem kleinen, am Meer gelegenen Ort lebt, in dem viele Männer ihren Lebensunterhalt in den Kohlegruben verdienen.

Beurteilungstext

Der Titel lässt sofort an Strandidylle, weiße Häuser und kleine Boote auf einer blauen Wasserfläche denken.
Aber die Illustration des Covers vermittelt einen ganz anderen Eindruck.
Ein kleiner Junge – im Buch der Ich-Erzähler – sitzt auf dem Dach seines Hauses und blickt auf das Meer hinaus.
Die Farben – Bilder in fahlem Grau-Grün, die Schrift schwarz – lassen erkennen, dass es sich um keine Urlaubsgeschichte handeln wird.
Die Autorin setzt den Kohlearbeitern ein Denkmal, ihrer Schufterei unter Tage, bei denen Ende des 19./Anfang des 20.Jahrhunderts auch die Neun- und Zehnjährigen schon mit einfahren mussten.

Der Junge berichtet uns lakonisch und sachlich von seinem Alltag, ohne jede Wertung. Wenn er morgens wach wird, sieht er aus seinem Fenster das Meer, hört die Möwen schreien und weiß, dass sein Vater schon eine Weile im Schacht ist. Tief unter dem Meer.
Er verbringt den Vormittag mit seinem Freund auf einem kärglichen Spielplatz, betrachtet von der Schaukel aus das Meer, isst zu Mittag eine Schnitte, verbringt den Nachmittag mit dem Einkauf und einem Besuch beim Großvater auf dem Friedhof. Immer sieht er das Meer, und immer sind fast gleiche Seiten eingefügt: Der Vater in einem finsteren Schacht, nach Kohle schürfend.
Am Abend kommt der Vater zurück. Schwarz und müde nimmt er seinen Sohn in den Arm. Und der ist froh, dass er gesund und wohlbehalten zurück ist. Sie essen gemeinsam und sitzen am Abend vor dem Haus und schauen aufs Meer.
Das Buch vermag keine Idylle zu vermitteln, es ist ein bisschen beklemmend und traurig. Aber es eröffnet dem Leser auch eine völlig neue Welt.
Der Junge empfindet sein Leben durchaus als normal und endet mit dem Satz: Eines Tages bin ich an der Reihe.

Kinder, die bereits arbeiten müssen, sind schon schwer vorstellbar. Aber dazu auch noch tief unter der Erde, das übersteigt doch unsere Phantasie. Und das, was da abgebaut wird, werden die meisten der Leser auch nicht mehr kennen: Kohle! Was ist das, wozu braucht man das?
So ergibt sich ein Ausflug in die Vergangenheit und Anlass zu vielen Gesprächen darüber, wie die Menschen damals und mancherorts auch heute noch leben, wie man Energie gewinnt und wie das Leben der Kinder sich seitdem in den meisten Ländern verändert hat.

Die Zeichnungen sind sehr schön. WIn diesen gedämpften, dunklen Farben werden die Erzählungen des Jungen sensibel und eindringlich illustriert.

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Diese Rezension wurde verfasst von Pli; Landesstelle: Berlin.
Veröffentlicht am 24.07.2018