Die Sprache der Freundschaft

Autor*in
Mills, Claudia
ISBN
978-3-96177-112-7
Übersetzer*in
Piel, Meritxell Janina
Ori. Sprache
amerikanisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
318
Verlag
Woow Books
Gattung
Buch (gebunden)
Ort
Hamburg
Jahr
2022
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüre
Preis
18,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Als Biene ihrer besten Freundin Lizard erzählt, dass tausende Sprachen vom Aussterben bedroht sind, ist Lizard sofort Feuer und Flamme und will unbedingt eine davon retten. Denn bestimmt macht es sogar Spaß, eine neue Sprache zu lernen, und vielleicht können sie damit auch Bienes dauergestresste Mutter unterstützen, die über fast vergessene Sprachen forscht. Doch dann findet Lizard ein Geheimnis über Bienes Familie heraus und verschweigt es ihrer Freundin. Kann Biene eine bedrohte Sprache und eine bedrohte Freundschaft retten?

Beurteilungstext

„Lost language“ heißt der Titel im amerikanischen Original; aussterbende Sprachen sind der Autorin ein Herzensanliegen. Der deutsche Titel „Die Sprache der Freundschaft“ scheint viel treffender, denn es geht in dem Kinderbuch um Sprachliches und um die beiden Freundinnen Elizabeth und Elizabeth. Die eine weiß genau, was sie will, die andere schließt sich gerne an. Wie es dazu kommt, dass die eine Lizard und die andere Biene genannt wird, ist schon ein erster sprachlicher Prozess.
Es geht in diesem Kinderbuch nicht nur um Sprache, sondern auch um das Fehlen von Sprache. In dem Theaterstück „Alice im Wunderland“ tritt Biene als gelbe „Extrablume“ auf, als eine Blume ohne Namen und ohne Text.
Mit 318 Seiten wirkt das Kinderbuch für Kinder ab 10 sehr umfangreich. Das Cover mit zwei Mädchen, einer Biene, einem Apfelkuchen und herabwehenden Blütenblättern einer gelben Rose verrät schon einiges vom Inhalt. Der Text ist nicht so umfangreich, wie es von außen erscheint: Die kurzen Kapitel von ein bis zwei Seiten sind im Stil eines Versromans geschrieben. Wie viele Zeilen aufeinander folgen, wird vom Dialog, vom Satz oder vom Gedanken bestimmt. In emotional schwierigen Situationen steht auch mal ein Wort allein in einer Zeile. Ein Schreibstil, der den Text für Ungeübte lesbarer macht, gleichzeitig besonders Wichtiges im Schriftbild betont und sich auf das Wesentliche beschränkt. Durch die knappe Versform, die von Meritxell Janina Piel sehr gelungen ins Deutsche übertragen wurde, lässt sich das dicke Buch flott lesen.
Claudia Mills hat seit 1981 sehr viele Kinderbücher und -serien veröffentlicht. „Die Sprache der Freundschaft“ scheint als einziges in Deutschland erschienen zu sein.
Die Autorin erzählt die Geschichte aus der Perspektive der elfjährigen Biene kindgerecht und nachvollziehbar. Sie arbeitet das Gefühlschaos ihrer Protagonistin sehr differenziert und klar heraus. Zwischen der Mutter mit psychischen Problemen, dem Vater, der fast zu liebevoll wirkt, und dem Verrat ihrer besten Freundin macht sich Biene viele Gedanken und lernt, sie offen zu kommunizieren und für sich einzustehen.
„Wenn ein Mensch bis tief in sein Inneres gestresst, traurig, ängstlich und erschöpft ist, dann kann dieser Mensch nicht die Person sein, die er sein will. Und zugleich konnte ich die Person, die ich war, nicht mehr ertragen“, sagt Bienes Mutter.
Kinder, die mit Depression in der Familie zu tun haben, können sich mit Biene identifizieren.
„Ich spüre ihre nasse Wange an meiner nassen Wange, sodass ich nicht sagen kann, welche Tränen zu ihr gehören und welche zu mir. Und in dem Moment weiß ich, dass Lizard und ich uns heute nicht für immer Lebewohl sagen werden, sondern auf eine neue und bessere Weise Hallo.“
Streit mit der besten Freundin oder dem besten Freund ist häufig, und es ist ein wichtiges Thema für Kinder, die gerade nicht mehr Kinder, aber noch keine Jugendlichen sind. Wie und dass es zu einer Versöhnung kommt, kann den Lesenden Mut machen, dass es Lösungen gibt, wenn man miteinander redet.
Nicht nur für Zehn- bis Zwölfjährige.

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Diese Rezension wurde verfasst von Elisabeth Steinfeld; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 18.09.2023