Die Schule der mittelguten Zauberer - Wirbel um den Neuen

Autor*in
Pathwardan, Rieke
ISBN
978-3-423-76444-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Steudtner, Daniel
Seitenanzahl
223
Verlag
dtv
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/RomanFantastik
Ort
München
Jahr
2023
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreVorlesen
Preis
14,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Rieke Patwardhan hat sich mit ihren innovativen Kinderromanen um die „Forschungsgruppe Erbsensuppe“ einen Namen gemacht und mit „Tante Gisela“ auch schon als Bilderbuchautorin ihr erzählerisches Können, ihren Witz und ihre Raffinesse unter Beweis gestellt. Nun wagt sie sich mit der „Schule der mittelguten Zauberer“ ins fantastische Genre vor und bedient damit Marktinteressen im Anschluss an „Harry Potter“. Die Besonderheit: In dieser Zauberschule sind die Schüler*innen nur mittelgut...

Beurteilungstext

Ein Blick in die Auslagen der Buchhandlungen und Büchereien bestätigt: Zauberschulen haben noch immer Hochkonjunktur in der erzählenden Kinderliteratur. Da gibt es nicht nur Hogwarts, sondern auch die „School of talents“ (Silke Schellhammer), die Schule der Tag- und Nachtmagie (Gina Mayer) oder das „Fairy tale Camp“ (Corinna Wieja), um nur einige Beispiele zu nennen. In diesen bei Kindern sicherlich populären und beliebten Trend ordnet sich nun auch Rieke Patwardhan mit ihrer „Schule für mittelgute Zauberer“ ein, die dem Trend entsprechend als Serie angelegt ist. Doch der Titel markiert schon die Differenz zu den anderen genannten Büchern: Hier sind die Zauberer nur Mittelmaß, und das gilt auch für den Protagonisten und Ich-Erzähler, der schon mit Verweis auf seine eigenen Mittelmäßigkeit in die Narration einführt:
„Jahrelang hatte ich den Verdacht, dass die Mitte mein Schicksal ist. Vielleicht weil Mama mich immer allen Gästen mit den Worten vorstellte: ‚Und das ist Niko, unserer Mittlerer‘. "(S. 7)
Dieser Mittelmäßigkeit wird Niko nun enthoben, da er sich als ein sog. Seher entpuppt und auf eine Zauberschule gehen soll. Dafür werden seine Eltern eigens mit einem Zauber belegt, damit sie diesem Schulwechsel auch zustimmen. Doch auch nach dem Übertritt in die sekundäre, fantastische Welt bricht der Fluch der Mittelmäßigkeit wieder auf Niko herein, denn leider landet er nicht bei den Alpha-Zauberern, sondern nur auf der titelgebenden Schule der mittelguten Zauberer. Aber hier ist in besonderem Maße Zusammenhalt und Gemeinschaftlichkeit unter den Schüler*innen gefordert. Mit Witz und außerordentlicher Liebe zum Detail erzählt Rieke Patwardhan von dieser verrückten Schule und ihrem ebenso verrückten Figurenarsenal. Die intertextuellen Bezüge zu „Harry Potter“ sind dabei explizit markiert als diejenige Referenz für eine Zauberschule und Zauberei, welche die allgemeine (literarische) Vorstellung wandelte:
„Früher dachten die Leute dabei an alte Männer mit riesigen Zaubererhüten, die in großen Kesseln rühren, und an Frauen mit krummen Nasen und einem Raben auf der Schulter. Heute denken sie wahrscheinlich an Hogwarts und den dunklen Lord und eine Einteilung der Menschheit in Muggel und Zauberer.“ (S. 36)
So schreibt sich der fantastische Kinderroman explizit in diese Tradition ein und lässt seinen Protagonisten elternfern seine Zauber-Abenteuer erleben; ein kinderliterarischer Motivmix, der immer wieder gut funktioniert. Besonders gelungen ist bei Patwardhan die Gestaltung des Handlungsraums der „seltsamen Schule“ (S. 178), an die sich der Protagonist zunächst auch so gar nicht gewöhnen kann – hier gibt es Fächer wie „Irrungen und Wirrungen“, Lehrer*innen bringen die Schüler*innen absichtlich zum Einschlafen und der Stundeplan ändert sich ständig. Die Liebe zum Detail in der Beschreibung dieses Settings springt einen bei der Lektüre immer wieder an. Sie lässt erwachsene Mit- und Vorleser*innen schmunzeln und entführt Kinder ab 8 Jahren in ein spannendes Abenteuer voller Witz und Tempo, dass diejenigen entlastet, die sich vielleicht auch öfter mal als nur Mittelmaß und Durchschnitt empfinden. Gerade diejenigen sind hier die besten Zauber*innen der Welt!

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Diese Rezension wurde verfasst von Kirsten Kumschlies; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 07.10.2023

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