Die Schüler von Winnenden

Autor*in
Bachmann, Daniel Oliver
ISBN
978-3-401-06756-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
162
Verlag
Arena
Gattung
Ort
Würzburg
Jahr
2013
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Fachliteratur
Preis
9,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Fünf Jugendliche und eine Lehrerin erzählen in diesem Buch, wie sie den Tag des Amoklaufes in Winnenden (11. März 2009) erlebten und wie sie seitdem mit diesen Erinnerungen weiterleben.

Beurteilungstext

Die fünf Jugendlichen und die Lehrerin, die in diesem Buch vom Tag des Amoklaufes in Winnenden (11. März 2009) und sowohl von dem ""davor"" als auch dem ""danach"" sehr eindringlich und konkret berichten und erzählen, haben es sich nicht leicht gemacht, das Erlebte in Worte zu fassen und in eine Form zu bringen. Gemeinsam mit dem Autor Daniel Oliver Bachmann haben sie ihre Texte zu einem, zum Teil nur mit Wut im Bauch zu lesenden, Buch zusammengestellt. Das Ergebnis, das in der Reihe ""Mein Leben"" im Arena Verlag, zu lesen ist, fällt durch seine Unmittelbarkeit der Darstellung und Individualität bzw. Subjektivität aus dem Rahmen. Beim Lesen stellen sich einem manchmal die Nackenhaar auf: Wenn Pia (damals 8), Annabell (damals 11) die beiden damals 15-Jährigen Jennifer und Steffen und die 16jährige Marie sowie die Lehrerin von dem Unfassbaren sprechen - nämlich vom Einbruch des Schreckens und des Tods in ihre normales Leben: Der 17jährige Tim Kretschmer dringt an diesem 11. März schwerbewaffnet in seine ehemalige Schule ein, erschießt dort neun Jugendliche und drei Lehrerinnen und im Anschluss auf seiner Flucht noch drei weitere Menschen tötet, bevor er sich selbst richtet.
Der Verlust geliebter Menschen, (der großen Schwester, der Freundin), die Todesangst (Marie schreibt: ""In diesem Augenblick hört mein bisheriges Leben auf und ein neues beginnt."" S. 13) und Schuldgefühle (Warum habe ich überlebt und meine Freundin nicht?) beschäftigen alle auch noch Jahre danach. Jenny hat immer wiederkehrende Alpträume. Sie fragt sich immer wieder, warum die Referendarin Frau Schüle sterben musste und sie, die hinter ihr stand, überlebt hat. ""Wer entscheidet, wer leben darf und wer nicht?"" Sie quält sich mit diesen Fragen.
Die Ereignisse dieses Frühlingstages im beschaulichen Städtchen Winnenden werden sie und die anderen Angehörigen und Betroffenen noch lange beschäftigen, was man ja leider von der Politik und den Medien nicht sagen kann. Schnell verdrängen andere Schlagzeilen das Thema. Gesetzesänderungen, z.B. ein strengeres Waffengesetz, gibt es auch nicht, so dass immer noch schwere Waffen, wie die des ""Sportschützen"" Kretschmer ( 15 Waffen gab es dort, u.a. die halbautomatische Beretta 92, mit der der Sohn seine Morde beging - eine für kriegerische Auseinandersetzung genutzte Waffe) in Privathäusern und bei Schützenvereinen weitgehend ungesichert herumliegen.
Pias und Janas Vater der ist einer der Mitinitiator des Aktionsbündnis Amoklauf Winnenden, das seitdem versucht durch Aufklärung und Gesetzesinitiativen ein öffentliches Umdenken zu erreichen und weitere Amokläufe zu verhindern. So deprimierend es ist: Die USA und die BR Deutschland sind Spitzenreiter in Sachen ""School-Shootings"", wie Marie schreibt, die auch einen Appell an ihre Mitschüler richtet: 95 % der Täter kündigen ihr Vorhaben an, deshalb ""Seid wachsam! Lieber mal einen Fehlalarm riskieren als hinterher sagen zu müssen: Hätte ich nur den Mund aufgemacht!"" (S. 152)
Den Kindern und Jugendlichen und auch der Lehrerin, die sich hier zu Wort melden und mit so einprägsamen und klaren Darstellungen des Amoklaufes aus ihrer jeweils eigenen Wahrnehmung, dem eigenen Erleben und dem persönlichen Verarbeiten des Schreckens, möchte ich Danke sagen für dieses Buch! Es stell den vielen literarischen und jugendliterarischen Texten zum Thema etwas ganz Eigenes an die Seite, das uns aufhorchen lässt. Es ist so wie es der Verlag für diese Reihe im Klappentext ankündigt: Hier ""erzählen junge Menschen ihr Leben ungefiltert, authentisch und direkt… Geschichten, die man so noch nie gelesen hat.""
Sehr empfehlenswert für Jungen und Mädchen ab 13 Jahre.

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Diese Rezension wurde verfasst von ASR.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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