Die Schaukel

Schlagwörter

• Adoleszenz
• Gefühle
• Kindheit
• Philosophie
• Zukunft

Teaser

Eine Schaukel, die am Meer steht, könnte Geschichten schreiben. Sie war ein Ort, voller Leben, Geschichten und Träume und hat viele Menschen über Jahre hinweg erlebt. Viele Erinnerungen des Lebens verknüpfen sich mit ihr. Eine bildliche Symphonie über das Wachsen, Werden und Vergehen. Aber was bleibt, ist die Erinnerung.

Beurteilungstext

Das umfassende Bilderbuch ist auch gleichermaßen eine Ode an die Zeit. Auf 160 Seiten dürfen wir eintauchen in eine Zeitreise. Ausgangspunkt ist eine Schaukel, die am Meer steht. Von ihr aus ergibt sich ein Blick auf die Weite des Ozeans, der Horizont verschmilzt mit dem Himmel. Schon allein diese Vorgabe ist poetisch und regt zum Philosophieren an. Und Frau Britta Teckentrup lässt uns in ihrem Buch teilhaben an vielen Begegnungen auf der Schaukel. Jeder von uns Lesern wird sich in einer der vielfältigen Szenen wiederfinden. Da gibt es kleine Kinder, die immer wieder die Schaukel aufsuchen, dort Freundschaften knüpfen oder sich auch streiten, sogar entzweien. Die Kinder werden größer, schmieden Pläne auf der Schaukel, erleben erste Verliebtheit…. ziehen weg und kehren teils niemals wieder zurück. Andere werden mit der Schaukel als wiederkehrender Treffpunkt älter und genießen den Schaukelplatz auch mit ihren Kindern/ Enkelkindern. Die Schaukel wird von manchen Menschen als Rückzugsort, als Treffpunkt, als Platz zum Wegträumen und Hochschaukeln- als könnte man allem entfliegen- genutzt. Bei ihr werden Feste gefeiert. Genauso wird sie aber tagtäglich von einem Witwer aufgesucht, der sich dadurch seiner verstorbenen Liebsten nahe und an die vielen zurückliegenden Jahre mit ihr, und überhaupt, zurückerinnert fühlt. Das ist sehr einfühlsam immer wieder beschrieben und die Illustrationen dazu vermitteln einen spirituellen Touch. Das Buch spricht sowohl jüngere als auch ältere Leser an und wird eine ganze Familie zum Nachdenken, in Erinnerungen schwelgen und Philosophieren anregen. Eine Schaukel ist uns allen bekannt und ich kennen Niemanden, der es nicht gemocht hat, zu Schaukeln; hoch und höher und dabei das Gefühl von Leichtigkeit, Freiheit, Fliegen zu haben. Der Wind, der um die Ohren weht und die Haare, die zerzausen. Schaukeln lernt man ganz schnell und verlernt es nie. Es gibt Schaukeln auf der ganzen Welt und schon seit langer Zeit. Das ist ein Spielvertreib, der jedem bekannt sein dürfte. Als Schaukel kann auch nur ein altes Seil mit einem dicken Knoten, ein alter Reifen, ein Stück Ast etc, dienen. Wunderbar ist es, einen Platz zu haben, sich mehr oder weniger schwingend in Bewegung setzen zu können. Mit dem Schaukeln können wir uns entschleunigen, uns aufwirbeln, uns anregen lassen. Eine Schaukel verbindet Generationen miteinander und ihre Erinnerungen damit. Bei den meisten Familien mit Eigenheim befindet sich eine Schaukel, oft auch ein Sandkasten. Auch auf öffentlichen Spielplätzen bzw. bei Ferienhäusern entdecken wir überwiegend diese Spielmöglichkeiten. Und wie gerne werden wir Erwachsenen auch wieder zum Kind und schaukeln ausgelassen vor uns hin, wenn wir uns unbeobachtet fühlen. Dann fühlen wir uns wieder in unsere Kindheit/ Jugend oder auch unser Elternsein zurückversetzt, dann schwelgen wir in Erinnerungen an Früher… Manchmal sind diese schönen Gedanken ganz tief in uns versackt und es geht uns wie der Schaukel im Buch, die über eine lange Zeit niemand mehr besuchte, die allmählich zuwuchs und in Vergessenheit geriet. Für Viele hatte sie ihren Zweck einst erfüllt und nun ausgedient und stand nicht mehr auf der Proritätenskala obenan. Fast schon dem Zerfall ausgeliefert, von Stürmen und den Jahren stark gebeutelt, schien es schon keine Hoffnung mehr für die Schaukel zu geben. Doch dann die erfreuliche Wende, Hilfe, die Erinnerung und der Wille zum Erhalt des einst geliebten Objektes, das gemeinsame Eingreifen, retten und wieder zugänglich machen für hoffentlich wieder viele weitere Jahrzehnte und Generationen. Damit beginnt der Kreislauf von vorne. Wie in einer Parabel können wir die Schaukel mit der Zeit/ der Erinnerung/ dem Kreislauf des Lebens in Betracht ziehen. Dazu die Begegnungen, die sich wiederholen, die Ereignisse, die die nächsten Generationen wieder erleben werden. Alles scheint ein ewig wiederkehrender Kreislauf zu sein und im Mittelpunkt die Schaukel. Wunderschön beschrieben die Erinnerung an den Großvater und das gemeinsame Zelten bei Sternenhimmel oder auch das Treffen von Paul und Max als einstige Schulfreunde bis ins hohe Alter. Ich bin immer wieder aufs Neue angerührt von der Vielseitigkeit und Vielfältigkeit, die uns die Autorin vor Augen führt in Wort und Bild. Ein wunderbares und sehr lobenswertes Buch. Die Illustrationen sind sehr ausdrucksstark und können auf vielfältige Weise interpretiert werden. Jeder Betrachter wird sich von der einen oder anderen Szene mehr angesprochen fühlen; sicherlich in Bezug zu eigenen Erinnerungen. Den Figuren sind keine Mimiken anzusehen, gesichtslos, und oftmals auch mit dem Rücken uns zugekehrt – weil sie dem Meer entgegenschaukeln. Das verhilft uns aber, uns noch besser mit ihnen zu identifizieren. Das könnten auch wir in der Darstellung sein. Kopfüber schaukeln, uns auffangen lassen, Jahreszeiten erleben auf der Schaukel… An all das können wir uns zurück erinnern. Ich schaue mir das Buch an und entdecke immer wieder neue Dinge, beginne neu zu philosophieren und einzutauchen in die szenenhaften Bildseiten. Wie einfühlsam: „ Ein Ort, an dem alles begann… „ und dazu das Bild mit Sonnenaufgang und einer dreiköpfigen Familie, wo die Mama eine zweites Kind erwartet und auf der nebenstehenden Seite eine alte Frau, alleine, im Mondschein und die Worte „… und endete.“; einfach sehr anrührend. Und so ist das gesamte Buch für mich durchweg faszinierend und von tiefer Tragweite. Licht, Schatten, Jahreszeiten, Phantasiewelten… wir dürfen immerzu staunend umblättern und uns wegdenken lassen. Sehr empfehlenswert und lobenswert. Eine kompakte und umfangreiche fachliche Leistung, die ausgezeichnet gehört. Vielen Dank. Ich bin sehr beeindruckt.