Die Mondblume

Autor*in
Turkowski, Einar
ISBN
978-3-7152-0579-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
32
Verlag
Gattung
BilderbuchFantastikSachliteratur
Ort
Zürich
Jahr
2009
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Eine kleine Insel mit einem kalten Steinhaus. Darin lebt ein Mann. Jeden Tag wandert er durch seinen Garten, wandelt auf verschlungenen Pfaden, vorbei und hindurch. Eines Abends jedoch ist da plötzlich eine neue Pflanze. Der Mann widmet seine ganze Hingabe dieser Pflanze. Eine riesige Knospe bringt sie hervor. Doch sie will und will einfach nicht blühen.

Beurteilungstext

Ein Mann auf einer Insel, in einem alten Steinhaus. Dahinter ein wunderbarer Garten. Verwunschen, geheimnisvoll, blühend. Der Mann, Herr Ribblestone, liebt seinen Garten, hegt und pflegt ihn und nichts auf der Welt genießt er mehr, als in ihm zu sitzen, die Insekten zu beobachten, den Vögeln zu lauschen und herum zu gehen. Viele Wege durchziehen das Gelände. "Diese Wege waren manchmal abschüssig, dass man sich an Ästen festhalten musste, um nicht die steilen Serpentinen hinunterzurutschen. Und an besonders steilen Passagen waren schmale Treppen aus Holz oder alten Steinplatten eingelassen. Nach jeder weiteren Kurve erwartete einen eine neue Überraschung." So vergehen die Jahre. Im Sommer sitz er auf versteckten Bänken, bei einer Tasse Tee und einem guten Buch. Gäste kommen selten. Zu unheimlich ist ihnen der Garten.
Eines Tages entdeckt er, an einer Stelle die bisher kahl geblieben war, ein "winziges Pflänzlein". Sogleich zieht er sein Bestimmungsbuch zu Rate, betrachtet die kleine Pflanze ausgiebig und von allen Seiten, blättert, ordnet. Ohne Ergebnis. "(...) und so beschloss er, all sein Können darauf zu verwenden, die unbekannte Pflanze großzuziehen." Aus dem kleinen Pflänzchen wird eine prachtvolle Pflanze. Nach etwa einem Monat treibt die Pflanze eine riesige Blütenknospe. "Sie war so groß wie ein Kürbis, aber länglicher und hübscher in ihrer Form. Und natürlich war sie auch nicht so schwer wie ein Kürbis." Dann passiert: Nichts. Kein Aufblühen. Kein Millimeter Wachstum mehr. Herr Ribblestone versucht alles. Ein lustiges Theaterstück führt er vor, sehr zu seiner eigenen Erheiterung. Doch die Blüte interessierte das nicht im Geringsten. Er versucht es mit Aufklärung, um die eventuelle Verklemmtheit der Blüte zu lösen. Vergebens. Erschrecken hilft eben so wenig wie ständige Gesellschaft. Die Blüte bleibt verschlossen. Und so gehen auch dem armen Mann die Einfälle aus. Aber da. "Leise und kaum wahrnehmbar geschah, (...) etwas Merkwürdiges." Es war Vollmond in dieser Nacht. Herr Ribblestone sollte das Geheimnis nie erfahren. Doch seit diesem Tag findet man Herrn Ribblestone vor einem herausgeputzten Gartentisch, reich gedeckt mit wunderbaren Leckereien, bei seiner Blume sitzend. "Ihre Blüte leuchtete von innen heraus und verbreitete einen zarten Schein. Um ihre Blütenblätter tanzten hunderte von winzigen Lichtpunkten, die aussahen wie feine Wolken aus weißglühendem Silberstaub, und sie hatte ihren Kopf ganz leicht geneigt, so, als wolle sie sich für all die Zuneigung und Mühen bedanken, die Herr Ribblestone ihr hatte angedeihen lassen."
Schon mit seinem Erstlingswerk "Es war finster und merkwürdig still" hat der Autor bewiesen, dass es zu den ganz Großen dieser Zunft gehört. Einar Turkowski erzählt Geschichten, in denen im Grunde nicht viel passiert. Nichts Spektakuläres jedenfalls. Eine Blume wächst und gedeiht, sie blüht. Mehr nicht. Und doch. Kaum ein Autor versteht es, mit so wenig eine Geschichte von solcher Intensität, solcher Dichte und - ja, auch Spannung zu erzählen. Seine Illustrationen tragen nicht unerheblich dazu bei. Diese Miniaturkunstwerke, einzig mit HB-Bleistiften gezeichnet, bergen kleine Zauberwelten in sich. Kleine Details, so winzig und einzigartig, dass man als Betrachter aus dem Staunen nicht heraus kommt. Aus alltäglichen Dingen, aus einem Nachtfalter, einem Türscharnier, einer Treppenstufe vermag Turkowski die wundersamsten Dinge zu gestalten. Fast surrealistisch muten seine Bilder hier und da an. Fische fliegen über den nachschwarzen Himmel, Nachtschwärmer formieren sich zu dichten Hecken, ein Käfer trägt ein Zahnrad im Gesicht. Die, in der Mitte des Buches eingefügten, Bildtafeln ("Nachtsummer" und "Schattentiere") bilden wunderbare Zugaben zu einem Schatz, dessen Bilderreichtum unendlich zu sein scheint. Woher dieser Zauber kommt, der den Werken des Einar Turkowski innewohnen, mögen andere erklären. Aber: "Die schönsten Erklärungen sind nicht selten diejenigen, die das Geheimnis vergrößern. So wenigstens scheint es."

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Diese Rezension wurde verfasst von ar.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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