Die Luschinskis
- Autor*in
- Otto, Iris Anna
- ISBN
- 978-3-401-02446-2
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 174
- Ort
- Würzburg
- Jahr
- 2006
- Lesealter
- 12-13 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 6,95 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Eine "schrecklich (nett) -e Familie", diese Luschinskis: Vater Thorsten ist arbeitslos, Mutter Viola hat zunächst ein Verhältnis mit dem Zahnarzt der Familie und dann mit dem Sportlehrer ihrer Tochter. Außerdem sind da noch die dreizehnjährigen Drillinge Ruth, Monalena und Benjamin, die als "IQ-Zecke", "Big Mama"- Kandidatin und Kleinkrimineller auf der Suche nach sich selbst sind.
Beurteilungstext
Der erste Roman der Luschinski-Trilogie ist nun auch als Taschenbuch im Arena-Verlag erschienen. Iris Anna Otto kann sich auf unzählige Lobeshymnen der Presse, u.a. der FAZ ("Eine philosophische Soap in Buchform"), berufen: Immer wieder wird der Witz, die philosophische Sensibilisierung der Leserschaft und die Ironie der mittlerweile dreiteiligen Familiengeschichte gelobt und beklatscht. Fraglich ist jedoch, welche Werte die Luschinskis den jugendlichen Lesern vermitteln möchten:
Themen wie Jugendkriminalität, die moderne Medienkultur wie auch gleichgeschlechtliche Liebe werden überspitzt dargestellt, sodass sie z.T. ins Lächerliche gezogen werden, was nicht zuletzt auf die herablassende Wortwahl, die Vielzahl von Kraftausdrücken z. B. ("Kackepissescheißekackepissescheiße", S. 24) und die häufig unrealistisch anmutenden Szenen zurückzuführen ist.
Leser fühlen sich nicht selten in die Kulisse einer Daily- bzw. Reality-Soap hineinversetzt, die vorgibt, das Leben so widerzuspiegeln, wie es tatsächlich (richtig) sei. Dabei bieten die Protagonisten nur ein bedenkliches Identifikationsangebot: nämlich das einer verwirrten Hochbegabten, dem egozentrischen Star einer Reality-Soap und einem durchgeknallten Kleinkriminellen, der persönliche Habseligkeiten seiner Schwester auf dem Schulhof verscherbelt. Alle drei verzweifeln immer wieder an sich selbst und verstehen die Welt nicht mehr.
Die Wertigkeit einer Familie wird hier gänzlich verschwiegen: Jeder der Luschinskis lebt sein eigenes Leben. So koexistieren Vater und Mutter, Eltern und Kinder und auch die Drillinge untereinander haben mehr oder minder keinen Bezug zueinander. Selbst der Hund stiehlt sich fort zur Putzfrau, die ihm anscheinend ein besseres Zuhause bieten kann, als seine eigentlichen Besitzer.
Die schlauen Zitate von wirklich klugen Köpfen wie Einstein, Lessing und Descartes, die jedes einzelne Kapitel einleiten sollen, stellen einen Stilbruch des Buches dar, da die Luschinskis alles andere als weise sind - und dies auch anscheinend nicht vermitteln wollen. Dafür halten sie den Jugendlichen von heute vielleicht in manchen Dingen sogar einen Spiegel vor, der ihnen die Absurdität verschiedener Lebensbereiche der heutigen Jugendkultur aufzeigen will?