Die Leihgabe

Autor*in
ISBN
978-3-351-04105-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Ensikat, Klaus
Seitenanzahl
32
Verlag
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Berlin
Jahr
2010
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
16,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Wir befinden uns im Berlin der 1920er Jahre. Der Vater ist arbeitslos, Weihnachten steht vor der Tür. Für Geschenke ist kein Geld da, nicht einmal für einen Weihnachtsbaum. Frieda sagt: "… wieso geht ihr denn nicht einfach in den Grunewald einen klauen?", aber das kommt selbstverständlich nicht in Frage. Oder doch?

Beurteilungstext

Wer Frieda ist und in welchem Verhältnis sie zu Vater und seinem Sohn steht, erfahren wir nicht. Sie wohnt auch nicht in der Ein-Zimmer-Wohnung, in der inzwischen nur noch das Allernotwendigsten steht. Alles andere ist beim Pfandleiher. Vater ist eigentlich Präparator, aber das Museum musste seinen Posten einsparen, eine Wiedereinstellung ist nicht zu erwarten. Wenigstens aufwärmen dürfen sich Vater und Sohn, der als Erzähler auftritt, und ein Schwätzen halten mit dem Museumswärter. Dieser hat dann auch einen Spaten, den sich der Vater für eine ehrenwerte Aktion ausleihen darf - und es wird ein wunderbares Weihnachtsfest mit Frieda, einem Grammophon, vielen mehrstimmig gesungenen Weihnachtsliedern und einem guten Gewissen.

Eine schöne Geschichte erzählt Wolfdietrich Schnurre in seinem Roman "Als Vaters Bart noch rot war", die durch die - trotz der Kleckse - akkuraten Zeichnungen von Klaus Ensikat hervorragend ergänzt wird. Extrem feine Linien fügen sich zu einem Bild des von der Wirtschaftskrise gebeutelten Berlin mit Droschken und Pferdefuhrwerken, Brikett- und Kohlehändler und Doppeldeckerbus, feine Herren im Gehrock und devot um Arbeit bittender Mann. Das ist der Vater, dem der Direktor keine Hoffnung auf Anstellung, nicht einmal als Hilfspräparator, machen kann. "‚Ich möchte Ihnen nicht wehtun', hatte der Direktor gesagt."
Die Bilder beanspruchen den gleichen Platz wie der Text, schleicht sie in kleinen Zusätzen sogar mehrfach auf die Textseite: eine brennende Kerze auf einer Wäscheklammer für den Weihnachtsbaum, ein Christbaumverkäufer auf seinem Fahrrad mit der kleinen dreieckigen Satteltasche und ohne Handbremse, ein altes Grammophon mit großem Trichter und Aufziehkurbel.
Man merkt den Bildern an, dass Ensikat (immerhin Jahrgang 1937) immer noch mit großer Hingabe und Freude zeichnet, auch wenn die Gesichter seiner Menschen oft herb und hart und wenig freundlich dreinschauen. Nicht ein einziges Lächeln ist zu sehen, einzig ein leicht verkniffener Mund des Vaters. Dabei hatten alle drei dem Text nach ein Weihnachtsfest, wie man es sich schöner kaum vorstellen kann - trotz der Armut.

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Diese Rezension wurde verfasst von uhb.
Veröffentlicht am 01.01.2010