Die Kreuzfahrt mit der Asche meines verdammten Vaters

Autor*in
Nesch,
ISBN
978-3-499-21699-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
333
Verlag
Rowohlt
Gattung
Ort
Reinbek
Jahr
2015
Lesealter
Einsatzmöglichkeiten
Preis
9,99 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

Seinen Vater kennt Jörn (17) nicht und nach dem, was die Mutter ihm sagt, hat er kein Interesse ihm nahe zu kommen. Und dann vererbt der ihm eine Kreuzfahrt auf der Athene, seinem letzten Arbeitsplatz. Die Urne des Vaters soll Jörn so an einen genau bezeichneten Platz bringen. Eine spannende Geschichte um den Versuch, schließlich doch dem verstorbenen Vater nahe zu kommen.

Beurteilungstext

Um drei Themen geht es in dieser mitunter sehr amüsant, turbulenten Geschichte. Einmal ist da das Vaterproblem. Was hat ein Siebzehnjähriger mit einem Vater zu schaffen, den er nie gesehen hat und von dem die Mutter nur als Kriechtier spricht. Soll er ihm seinen Wunsch erfüllen, die Reise annehmen und seine Asche begraben? Jörn macht sich viele Gedanken und hört den ehemaligen Kollegen seines Vaters gut zu. Er begreift, dass er zu viel nicht weiß von diesem Rocco, der sein Vater ist und will das ändern.
Im Vordergrund steht das Thema Kreuzfahrt, man könnte die Geschichte auch als Anreiz zum Buchen oder Anheuern lesen. Man erfährt einfach alles bis zur Technik der Tellerwärmer am Buffet. Wichtig ist aber, was Jörn über Klassenunterschiede lernt oder bemerkt. Es gibt sie, die nur in Luxus leben und sich alles kaufen können, die nicht arbeiten müssen oder nicht mehr. Und für diese Leute ist es selbstverständlich, sich bedienen zu lassen, Wünsche einzufordern. Aber auch sie haben Probleme. Jörn, der sich nach dem Realschulabschluss zum Mechatroniker beworben hat, lernt eine Menge.
Und dann geht es um Liebe. Die schöne Elizabeth, weltgewandt und klug, Kind reicher Eltern entscheidet sich für ihn. Sie liebt seine ungeschützte Offenheit und hilft ihm über Unsicherheit in der fremden Umgebung mit Charme und Witz hinweg.
Jörn erzählt von der kurzen, für sein Leben sehr wichtigen Reise im Rückblick. Spannend, witzig und auch rührend sind Jörns Erlebnisse. Man staunt mit ihm über den Luxus an Bord, man fühlt mit, wie er zwischen Bewunderung und Abwehr pendelt Es gibt witzige und schnelle Passagen aber auch viele ausufernde, sich wiederholende Beschreibungen. Manches ist schon recht verschwurbelt: Wolken quälen sich gegen ihren Willen ostwärts, da läuten die sixtinischen Glocken der Selbstbefriedigung oder Jörn sieht sein fortpflanzungsarmes Gesicht im Spiegel. Und wer nennt bloß seine Eltern Eltis?
Wer sich in Jörn versetzt hat, der sieht darüber hinweg und begleitet ihn gern auf dieser schwierigen Reise und entdeckt, dass in Jörn auch irgendwas von jedem Jungen steckt.

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Diese Rezension wurde verfasst von Pfn.
Veröffentlicht am 01.07.2015