Die kleine Zikade und der alte Ochs

Autor*in
Wenxuan, Cao
ISBN
978-3-96428-180-7
Übersetzer*in
Stuart, Nicola T.
Ori. Sprache
Illustrator*in
Teckentrupp, Britta
Seitenanzahl
44
Verlag
Jacoby & Stuart
Gattung
BilderbuchMärchen/Fabel/Sage
Ort
Berlin
Jahr
2023
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiVorlesen
Preis
18,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ein Buch über Freundschaft, Treue und ein Versprechen. Der alte Ochse wird von der kleinen Zikade gegen seinen Willen vor einer drohenden Gefahr gerettet. Die daraus entstehende, warmherzige Freundschaft nimmt der kleinen Zikade die Sorge um ihren Nachwuchs, der erst lange nach ihrem Tod aus der Erde kommen wird. Rührend der Ochse, der verspricht sich zu kümmern und in unverbrüchlicher Treue zu seinem Versprechen steht.

Beurteilungstext

Ärgerlich versucht der alte Ochse die kleine Zikade zu vertreiben, die aufgeregt um seinen Kopf kreist. Blindlings setzt er seinen Weg unbeirrt fort. Als die Zikade ihn endlich durch einen Stich in die Lippe erreichen kann, gerät er in größte Wut, lässt von seinem Weg ab und jagt dem Winzling hinterher. Erst jetzt erkennt er, dass das kleine Tier ihn vor einem herannahenden Feuersturm bewahrt und sein Leben gerettet hat. Von nun an sind beide unzertrennlich. Am Ende des Sommers legt die kleine Zikade Eier auf einem Apfelbaum ab. Sie wird jetzt die Welt verlassen. Daher bittet sie den alten Ochsen, sich später um ihre Kinder zu kümmern. Die Trauer des alten Ochsen ist groß. Dann besinnt er sich auf sein Versprechen und hält unter dem Apfelbaum Jahr für Jahr getreulich Wache. Der alte Ochse umhegt den Baum, an dessen Wurzeln die Zikadenkinder heranwachsen. Nach einigen Jahren stoßen die Zikadenkinder aus der Erde hervor, klettern in den Baum und häuten sich. Der Ochse erlebt dies als großes Glück. Nun darf auch er für immer die Augen schließen. - Ein ungewöhnliches Buch über eine ungewöhnliche Freundschaft! Die kleine Zikade schafft es nur unter todesmutiger Kraftanstrengung, den Ochsen von seinem Weg ins Verderben abzuhalten. Die anschließende unbedingte Dankbarkeit des Ochsen verbindet beide über das Lebensende der kleinen Zikade hinaus. Eine selbstlose Freundschaft, die zutiefst berührt. Berührend auch die Unaufgeregtheit, mit der beide innig verbunden jenen Sommer verbringen. Es gibt nichts Spektakuläres. Gemäß ihrer Natur leben sie gemeinsam ein zufriedenes Leben. Das Buch fängt diese genügsame, stille, fast meditative Stimmung großartig ein. Zur Natur gehört es, dass Leben endet. Die kleine Zikade stirbt nach der Eiablage. Die große Trauer des Ochsen wandelt sich mit der Zeit zur hingebungsvollen Erfüllung seiner Aufgabe. Eine Parabel auf Hilfe in der Not, Freundschaft, Treue, Hingabe und Trauer. Das fast lyrische Buch des vielfach ausgezeichneten, chinesischen Autors Cao Wenxuan regt dazu an, moralische und ethische Fragen mit Kindern zu thematisieren. Die erdfarbenen, scherenschnittartigen, melancholischen Illustrationen von Britta Teckentrupp passen wunderbar zur Geschichte. Die Natur hüllt die Tiere geradezu ein. Die trockene Lebensumwelt beider Tiere, die sie Tag und Nacht und in jenem Sommer gemeinsam erleben, wird ebenso spürbar wie die Bedrohung durch den feurigroten Brand, der als Hintergrund die fragliche Doppelseite dramatisch färbt. Schön getroffen auch die Frische des blühenden Apfelbaums, die bunten Zikaden, die Winterstimmung und der sanftmütige Ochse. Die Bilder wirken geheimnisvoll. Sie lassen der eigenen Vorstellungswelt viel Raum.

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Diese Rezension wurde verfasst von 34; Landesstelle: Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlicht am 22.11.2023