Die kleine Meerjungfrau

Autor*in
ISBN
978-3-7891-7160-4
Übersetzer*in
Dohrenburg, Thyra
Ori. Sprache
Dänisch
Illustrator*in
Steinhöfel, Dirk
Seitenanzahl
112
Verlag
Oetinger
Gattung
BilderbuchMärchen/Fabel/SageSachliteratur
Ort
Hamburg
Jahr
2014
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
19,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Wie in einigen Märchen von Andersen, so werden auch in diesem die Opferbereitschaft und die grenzenlose, bedingungslose Liebe nicht belohnt. Wir kennen beide Seiten und leiden mit der tragischen Entwicklung. Die wunderbaren großformatigen Bilder, die mithilfe von Fotos am Computer entstanden, verstärken einerseits unser Mitleiden, lenken aber zugleich ein wenig davon ab. Eine tolle Interpretation des Märchens!

Beurteilungstext

Andersen erzählt von dieser Liebe, die von Anbeginn an keine Zukunft haben kann. Eine Meerjungfrau verliebt sich unsterblich in den wunderschönen sechzehnjährigen Prinzen, rettet ihn aus dem Meer und zieht sodann mit ihrer Sehnsucht sich - und viele andere - ins Unglück. Immer wieder hoffen wir, der Prinz möge erkennen, warum sie nicht reden kann und dass ihre Füße noch nicht zum Gehen geschaffen sind. Wie es die Hexe vorausgesagt hatte, war es ""als träte sie auf spitze Pfrieme und scharfe Messer"". Andersens Erzählkunst zieht uns hinein in die Geschichte, wir hoffen und ahnen doch zugleich Schlimmes - immer wieder auch beim neuen Lesen oder Hören, auch wenn wir das Ende schon kennen.
Die besondere Technik der Bilder von Dirk Steinhöfel verstärken diese ambivalenten Gefühle, zeigen sie doch fotorealistische Bilder, die in der Tat aus Fotos und besonderer Arbeit am Computer entstanden sind, zugleich aber so verfremdet sind, dass wir diese ""Realität"" nicht als Abbild der Wirklichkeit anerkennen. Die Haut der Menschen und der Nixen ist nicht nur an Ellenbogen, Knie und Gesicht zu glatt, um echt zu sein, auch wenn die Schatten perfekt die Rundungen eines Raums bilden.
Die Bilder beeindrucken enorm, zeigen uns eine unbekannte Welt, die aus Versatzstücken der bekannten besteht: Anker, Netz, Algen, Muscheln, Luftblasen, Korallen, Gischt, (nackte) Körper. Jedem Ort der Handlung gibt Steinhöfel die passenden Einzelheiten hinzu, macht die Welt der Hexe ausgesprochen schaurig und verheißt ein mögliches Glück zwischen Meerjungfrau und Prinz mit hellem Weiß und lindfarbenen Blättern. Man mag gar nicht mehr aufhören mit Schauen!

Steinhöfel gibt selbstverständlich viel mehr als die Illustration eines Märchens, siedelt es sogar zwischen einer kleinen Rahmenhandlung an: Auf dem Frontispiz zu Beginn sehen wir eine leicht geöffnete Tür, durch die ein weißer Nebel zieht. Auf dem Fußboden sehen wir einen Waschzuber, auf dem ein kleines Spielzeugboot mit aufgeblähten weißen Segeln schwimmt. Am Ende des Buches sehen wir diese Szenerie weiter ausgestaltet. Ein Mädchen sitzt auf dem Dielenfußboden und stupst das kleine Segelboot ganz vorsichtig an. Dazwischen also die mehr als 100 Seiten des Märchens.
Es gibt so viel zu entdecken, und zu vielen Bildern lassen sich prächtig Nebengeschichten erzählen.

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Diese Rezension wurde verfasst von uhb.
Veröffentlicht am 01.01.2010