Die kleine Klokröte

Autor*in
Jepsen, Jan
ISBN
978-3-551-55320-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Hein, Sybille
Seitenanzahl
111
Verlag
Carlsen
Gattung
Fantastik
Ort
Hamburg
Jahr
2002
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
7,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

In den Teich der Klokröte und ihrer Mitbewohner werden neuerdings Fäkalien eingeleitet. Um die Ursache für Dreck und Gestank herauszufinden, schwimmt die Klokröte das Abwasserrohr hinauf bis ins Klo eines dicken Ehepaares. Es gelingt den Tieren, die Menschen aus ihren Haus zu vergraulen und im Teich wird das Wasser langsam wieder klar.

Beurteilungstext

Das Buch besticht durch seine besondere Sprache. Der Autor arbeitet viel mit Redewendungen, Wort- und Buchstabenspielereien, die er in seine mit trockenem schwarzem Humor gespickte Geschichte einbaut. Über weite Teile hinweg unterhalten sich die Tiere über die aktuellen Ereignisse, jedes in seiner individuellen Ausdrucksweise, wodurch die die Sprache betonende Komponente nochmals aufgegriffen wird.
Die Rahmenhandlung der Geschichte ist einerseits tragisch, denn es geht um das Überleben der Tiere im Teich. Andererseits aber packt der Autor das Geschehen von einer ganz lockeren Seite an, so als ob er das alles selbst nicht so ernst nehmen würde. Aus dem Abflussrohr kommen nicht nur Fäkalien, sondern auch einmal ein lebendiger Goldfisch, der nur fachchinesisch spricht, oder ein anderes Mal ein Kamm, den die Tiere für das Skelett eines Fisches halten und beerdigen. Diese Spannung macht den Wert des Buches aus, macht es so unterhaltsam.
Als die Lebensbedingungen im Teich unerträglich werden, beschließen die Tiere, dass einer von ihnen das Rohr hinaufschwimmen und die Lage dort erkunden muss. In ganz menschlicher Manier versuchen alle, sich davor zu drücken. Nur die kleine Klokröte ist tapfer genug und dringt bis in das Klo von Herrn Achdu Dickesding und Frau Kilokönig vor. Leider wählt der Autor hier dicke Menschen als Feindbild, aber man muss zugeben, dass das auch gut zum Inhalt passt. Per Klospülung gelangt die Kröte zurück zum Teich, wo die Tiere eine gemeinsame Aktion planen. Alle zusammen schwimmen durch das Abflussrohr ins Badezimmer der menschlichen Verursacher ihrer Tragödie. Dort erschrecken sie das Ehepaar, beißen, schreien und pressen ihnen Versprechungen ab. Schlussendlich ziehen die Menschen aus, ihr Haus wird abgerissen und die Teichwelt ist wieder in Ordnung.
Jan Jepsens Buch gibt sich nicht tiefsinnig, obwohl es das durchaus ist. Die Charaktere werden knapp aber treffend skizziert, die Handlung schreitet ohne aufwendige Nebenschauplätze zügig voran. Voraussetzung dafür, dass Kinder die ganze Tiefe und den ganzen Witz der Erzählung nachvollziehen können, ist, dass sie über ein nicht zu knappes Repertoire an Redewendungen und Allgemeinbildung verfügen und dass sie sicher genug lesen und schreiben können, damit ihnen die Feinheiten der Wortspiele auch auffallen.
Die schwarz-weißen Illustrationen von Sybille Hein sind sehr gekonnt und besitzen künstlerischen Ausdruck. Sie passen perfekt zum Erzählstil des Autors.
“Die kleine Klokröte” ist ein etwas anderes Buch, dass sich stilistisch wie inhaltlich abhebt von der Masse der Kinder- und Jugendbücher. Es spricht sicher auch Leser an, die sich für “Standard-Kost” nicht begeistern können.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Spra.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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