Die Kinder vom Birnbaumhaus

Autor*in
Herzog, Anna
ISBN
978-3-649-66890-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Annika, Frau
Seitenanzahl
180
Verlag
Coppenrath
Gattung
Ort
Münster
Jahr
2016
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
9,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Mieke wird bald 10 Jahre alt. Sie lebt mit ihren Eltern und der Schwester in einem einsam gelegenen Haus auf dem Lande. Auch ihr allerbester Freund Karel wohnt weiter weg bei seinem Großvater am See. Miekes größte Wünsche sind: Ein Baumhaus, ein Pferd, ein Hund und eine richtige Kinderbande. Als nebenan eine Familie mit zwei Jungen, Zwillingen, einzieht, muss Mieke leider enttäuscht feststellen, dass der Weg zur ersehnten Kinderbande mit vielen abenteuerlichen Hindernissen gepflastert ist.

Beurteilungstext

Der eher schlichte Titel „Die Kinder vom Birnbaumhaus“ lässt nicht annähernd vermuten, welch spannendes Leseabenteuer sich dahinter versteckt. Mit großer Empathie für die unterschiedlichen Kinderseelen erzählt die Autorin in einer beeindruckend einfühlsamen Weise aus dem Leben der vier Kinder Mieke, Karel, Leon und Ben. Dabei zeichnet sie ein sehr genaues Bild der Schwächen und Stärken, mit denen sie leben müssen und mit denen sie unterschiedlich gut fertig werden. Mieke z.B. ist schlecht in Mathe, Karel geht auf eine „besondere“ Schule, Leon hat Probleme im Lesen und Ben ist tollpatschig und unsportlich. Auch wenn diese Schwächen in ihrem Wesen eine unterschiedlich große Rolle spielen, werden die Stärken der Kinder immer wieder eindrücklich hervorgehoben und sind für die fortlaufend erzählte Geschichte von großer Bedeutung.

Die Protagonistin Mieke wird 10 Jahre alt, sie fiebert ihrem Geburtstag entgegen und einer ihrer größten Wünsche geht tatsächlich in Erfüllung: Sie bekommt ein Baumhaus im alten Birnbaum geschenkt. Und als dann auch noch endlich die beiden Zwillingsbrüder Leon und Ben mit ihren Eltern ins Nachbarhaus einziehen, freut Mieke sich schon auf ihre Kinderbande.

Mieke besitzt einen starken Gerechtigkeitssinn und scheut sich nicht, sich für ihren Freund Karel zu prügeln, als Leon ihn beleidigt und mit einem Stein nach ihm wirft. Sie empfindet sogar Mitleid mit Leon, der traurig ist, weil er nicht Fußball im Verein spielen darf, obwohl ihm das viel mehr Spaß macht als Tennis zu spielen. Mieke lässt sich nicht unterkriegen und sinnt nach der Zerstörung ihres Baumhauses durch Leon auf Rache. Trotzdem verlässt sie nicht ihr soziales Feingefühl, und sie durchschaut mit der Zeit, warum Leon sich so provozierend und auffällig verhält.

Mieke und Ben sind sich in ihrem Wesen ähnlich. Ben ist wie Mieke sehr tierlieb und so freunden sie sich schnell miteinander an: „Ben aber ist genauso zartherzig und zitterfüßig wie Mieke.“ Karel ist schon lange ihr Freund, handwerklich unglaublich geschickt, absolut zuverlässig und immer zur Stelle, wenn man ihn braucht. Leon dagegen ist das Tennistalent, von den Eltern angetrieben zu ständigem Training und der Teilnahme an wichtigen Turnieren.

Mit der Zeit entwickelt sich eine regelrechte Feindschaft zwischen Leon und Mieke, und die Kinder übertrumpfen sich in ihren Handlungen immer stärker. Als Reaktion auf die Zerstörung des Baumhauses klauen Mieke und Karel Leons Trampolin. Aber die Kinder regeln ihre Konflikte unter sich und verpetzen sich nicht bei den Erwachsenen. „ Es ist wie eine geheime Verabredung, dass dies ein Bandenkampf unter Kindern bleibt.“ Dass ihre Racheakte sich schließlich anders als geplant entwickeln, können sie nicht ahnen, und alle müssen am Schluss zeigen, was in ihnen steckt, um die wirklich brenzlige, gefährliche Situation zu meistern. Die Autorin versteht es eindrucksvoll, das Geschehen durchgehend spannend und lustig zu erzählen, wobei die Spannung am Schluss des Buches ihren Höhepunkt erreicht.

Das Buch ist untergliedert in 23 Kapiteln mit informativen Überschriften, die auf den nachfolgenden Inhalt hinweisen und Spannung erzeugen. Maßgeblich mit zum Lesevergnügen trägt auch die poetische Sprache der Autorin bei, die von einer großen Naturverbundenheit zeugt und Gefühle sehr eindrucksvoll beschreibt. „ … und betrachtet die Landschaft, während sie innerlich so warm ist vor lauter Glück wie die späte Abendsonne, die das Nachbarhaus und sogar das kurz geschnittene Gras nebenan orange färbt.“ - „… und die Luft prickelt von jenem besonderen Zauber, der vor allen Festen wie Nebel aus dem Boden steigt.“ – „Leise glitzert die Stadt in der Ferne, doch hier oben, hinter dem Wald, wickelt sie der sanfte, gläserne Abend in seinen Frieden ein.“ – „ …vor ihnen breitet sich der Wald aus und atmet ihnen ins Gesicht.“

Die ansprechenden Illustrationen sind realistisch und ausdrucksstark gezeichnet, im Detail sehr genau, und die Gesichter haben eine aussagekräftige Mimik.

Dies ist ein sehr lesenswertes, unterhaltsames Buch über Kinderträume und Kinderfreundschaft.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von MlMs; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 01.07.2016

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