Die Katze und der Vogel

Autor*in
Elscher, Géraldine
ISBN
978-3-7913-7091-0
Übersetzer*in
Knüppel, Katharina
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Nille, Peggy
Seitenanzahl
32
Verlag
Prestel
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
München
Jahr
2012
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Katze ist gefangen, in einem heimeligen Haus. Da wird der Vogel, der eigentlich die Jagd- und Fresslust der Katze weckt, vom Opfer zum Retter. Die Autorinnen erzählen eine Geschichte, die zu einem Bild von Paul Klee entstanden ist.

Beurteilungstext

Von Paul Klee stammt der berühmte Satz, Kunst solle das Unsichtbare sichtbar machen. Ebenfalls von ihm ist das Gemälde "Katze und Vogel". Fast vollständig wird die Leinwand vom Konterfei einer Katze ausgefüllt, die frontal den Betrachter anschaut. In Öl und Tinte, in der Form markanter grafischer Strukturen, symmetrisch, fast geometrisch aufgebaut zeichnet es sich durch seine expressive Intensität aus. Die großen blaugrünen Augen dominieren die Gesamtwahrnehmung und die herzförmige, knallrote Nasenspitze pointiert den harmonischen Charakter des Bildes. Der ist nicht selbstverständlich, denn beim zweiten Hinsehen entdeckt der Betrachter zwischen den Ohren der Katze einen Vogel, der viel kleiner als diese frech auf ihrem Kopf herumstolziert. Auch wenn die Katze aus dem Bild blickt, und nicht den Vogel im Auge hat, hat die konfrontative Direktheit etwas Bedrohliches, das schnell auf den Vogel als potenzielles Opfer der Katze angewandt werden kann. Das Herz auf der Nase zeigt jedoch, dass hier anscheinend eine besondere Situation herrscht. Können Katze und Vogel Verbündete, ja Freunde sein? Diese Frage wirft das Bild auf. Sie wird in der Komposition sichtbar gemacht, als eigentlich unsichtbare Überlegung im Reich des Hypothetischen.
Geraldine Elschner hat das Bild Paul Klees wohl zu ebensolchen Fragen angeregt. So ist ihre kleine Geschichte "Die Katze und der Vogel" entstanden. Sie erzählt von einer Katze, die im schönen Heim gefangen ist, und den Vogel, den sie eigentlich gern jagen und fressen will, überzeugen kann, sie zu befreien. Sie hält ihr Wort und frisst ihn nicht. Stattdessen feiert sie ihre Freiheit und gelobt dem Vogel ewige Freundschaft und Dankbarkeit. Die Handlung entspinnt sich in kleinen, ganz verdichtet verfassten Textpassagen. Peggy Nille hat dieser Geschichte die passenden Bilder beigefügt. Sie kopiert den Stil Paul Klees, den sie aber malerisch verfremdet und in ein schlüssiges Gesamtkonzept des Buches überführt. Dabei empfindet sie nicht nur die Katze dem Bild Klees nach, auch andere Kunstwerke des Künstlers finden sich in den Illustrationen. So bietet das Buch einerseits eine produktive Auseinandersetzung mit dem Kunstwerk, andererseits aber auch einen - höchst subjektiv gefärbten - Einblick in das Werk Paul Klees. Dieser Anspruch wird auch dadurch herausgearbeitet, dass das Kunstwerk Klees am Ende des Buches zu finden ist; wie auch einige knappe Überlegungen zum Künstler und seinem Werk.
Insgesamt überzeugt das vorliegende Bilderbuch durch sein Konzept des offensiven Umgangs mit der persönlichen Lesart, die in eine wiederum gelungene künstlerische Produktivität mündet. Sensibel, ausdrucksstark und anspruchsvoll inszenieren die Künstlerinnen eine Bildwelt in der Bildwelt Paul Klees. Das Ergebnis ist nachdrücklich zu empfehlen.

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Diese Rezension wurde verfasst von mr.
Veröffentlicht am 01.01.2010