Die Jazzgeister. Jazz für Kinder: Blues Swing Latin & Co.

Autor*in
ISBN
978-3-219-11675-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Ionescu, Catherine
Seitenanzahl
28
Verlag
Gattung
Ort
Berlin
Jahr
2016
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
19,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der Blues ist die Quelle des Jazz, der sich selbst im Lauf der Jahre und Jahrzehnte immer wieder neu und je anders entwickelte. Auch, wenn er kommerziell in Deutschland keinen großen Erfolg hat(te), hat er hier die Musikszene mitgeprägt. Das Buch zeigt in einer Rahmenhandlung chronologisch eine Entwicklung auf und belegt diese anhand von 14 Musikbeispielen aus der Welt der Kinder.

Beurteilungstext

Über Musik zu erzählen oder von der Musik zu zeichnen ist so ähnlich wie den Duft des Essens zu verspeisen und mit dem Klang des Geldes zu bezahlen. Wir halten aber zunächst das Buch in der Hand und schlagen die Seiten auf, bevor wir die im Vorsatz in einer Hülle aufbewahrte CD in ein Abspielgerät zu stecken. Die Rahmenhandlung erzählt von zwei Mädchen (Doppel-L Lea und Lotte), die ein geheimnisvolles altes Haus erkunden wollen, als zwei junge Männer (Doppel-T Tom und Tim) mit Gitarre und Bass heraustreten. Die Verbindung ist schnell hergestellt - auch die zu den Jazzgeistern, die im Haus leben und die die Namen von Jazz-Stilrichtungen tragen. Zur Erzählung auf der linken Seite gesellt sich in einer Art Wolke auf der rechten Seite je eine Sachinformation über Blues, Swing, Bebop, Cool Jazz, Funk und so weiter.
Die Illustrationen sind leider nicht ähnlich innovativ, wie es die Musikentwicklungen je waren. Die vier handelnden Personen sind nicht unbedingt Identifikationsfiguren, die großen weißen Augen mit dem schmalen schwarzen Rand und der schwarzen Punkt-Pupille zeigen Neugier und Freundlichkeit. Die Farben der Geister sind blass gedruckt, die Umrandung mit den weißen, gestrichelten Linien zeigt, dass sie körperlich eher unsichtbar sind. Alles ist sehr ‚traditionell' gestaltet.
Weder die Erzählung noch die Illustrationen sind also besonders aufregend, die Lieder der CD dagegen sind es schon. Es wechselt sich (fast) immer ein kurzer Einführungstext mit einem Liedteil ab, deren Inhalte aus traditionellen (Klein-) Kinder Melodien bestehen: Drei Chinesen mit dem Kontrabass; Ich geh mit meiner Laterne; Fuchs, du hast die Gans gestohlen; Schlaf, Kindlein, schlaf usw. Die Bands bestehen aus drei, selten aus vier Personen, wobei Gitarre und Bass jeweils von Heimo Trixner und Oliver Steger gespielt werden, sich drei Sängerinnen (Marina Zettl, Lise Huber, Heidi Krenn) abwechseln, auf sechs von 14 Stücken Konstantin Kräutler Schlagzeug spielt. Das ist sehr professionell, ein Kanon wird als Loop gesungen, Gitarre und Stimme vollführen unisono mehr als einmal komplizierte Melodiebögen. Vor allem die Gitarre zeigt, dass es deutliche Unterschiede zur Harmonieführung zum Popsong gibt, und der Bass legt die Stimmung und den Teppich, auf dem sich das Lied entfalten kann. Die Virtuosität von Oliver Steger drängt sich dabei nie in den Vordergrund - es sei denn, dass er Soloparts übernimmt.
Eine tolle Idee also, Kindern mit Kinderliedern in unterschiedlichen Stilen den Jazz nahezubringen, die musikalisch als absolut gelungen bezeichnet werden muss. Da fallen die dünne Rahmenhandlung und die traditionell gezeichneten Illustrationen leider stark ab.

Weniger wäre deutlich mehr gewesen.

P. S. Nicht behandelt wird der Dixieland und auch nicht die konzertante Ausprägung des Jazz, für die vielleicht das Modern Jazz Quartet, Oscar Peterson, Les Double Six / Swingle Singers oder Jacques Loussier u. a. stehen. Auch auf den unterschiedlichen Fokus auf die im Vordergrund stehenden Instrumente wird nicht eingegangen.

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Diese Rezension wurde verfasst von uhb.
Veröffentlicht am 01.07.2016