Die Insel

Autor*in
Tolman, MarijeTolman, Ronald
ISBN
978-3-7607-9882-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Tolman, MarijeTolman, Ronald
Seitenanzahl
36
Verlag
arsEdition
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
München
Jahr
2013
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Das textlose Bilderbuch, das Vater und Tochter gemeinsam erschaffen haben, nimmt seine Leser auf eine Reise in die eigenen Träume und Imaginationen mit. Die Geschichte entsteht beim Betrachten der wundersam gestalteten Bildfolge vom kleinen Eisbären, der aus der weißen Wolke überm Meer herabklettert und auf viele verschiedene Tiere trifft, mit denen er eine kleine Weile Zeit verbringt, bevor er weiterreist und am Ende neben dem Waschbär sitzend in den Nachthimmel träumt.

Beurteilungstext

Es kann sein, daß man das Bilderbuch zunächst wieder weglegen will, weil man glaubt, daß es gar keine Geschichte erzählt. Es hat keine Worte, nur Bilder. Aber das unsichtbare Zauberwort, das dieses Buch tatsächlich aufschließen kann, heißt: Zeit. Nimm dir Zeit, verweile, schau genau hin. Dann, und nur dann, erzählt das Buch doch eine Geschichte.
Auf den ersten Seiten ist scheinbar wenig zu sehen: über die Hälfte der Doppelseite nimmt eine blaue Wasserfläche ein, darüber eine weiße, zerfaserte Wolke, ein Schwarm Vögel fliegt auf. Das ist alles. Und es ist unendlich viel: ein Raum für den Traum, für die Entfaltung der eigenen Phantasie. Wer sich also Zeit nimmt zu verweilen, kann erleben, wie die eigenen Erinnerungen wach werden: wie es war, am Meer zu stehen, auf das unergründlich Blaue zu sehen, den Horizont abzusuchen , den Himmel mit den immer neuen Wolkenbildern zu beobachten, dem Flug der Vögel nachzusinnen. Wohin fliegen sie? Was ist dort am Horizont? Wer schläft in der Tiefe des Meeres?
Die Schöpfer dieses großformatigen Bilderbuches, der Künstler Ronald Tolman und seine Tochter Mariije Tolman, auch sie als Kinderbuchillustratorin erfolgreich arbeitend ( von beiden erschien 2011 das Bilderbuch "" Das Baumhaus"", das für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert wurde) verzichten auf Worte und bieten eine Bildfolge an, deren Geschichte sich die Leser des Buches selbst erzählen können und sollen. Die Geschichte entsteht, wenn man bereit ist, die von den beiden Künstlern angebotenen visuellen Symbole und Bildkompositionen mit den eigenen Vorstellungen und Gedanken zu verbinden. Es ist also immer wieder eine andere Geschichte und sie kann nur entstehen, wenn die Leser mitdenken und mitträumen.
Aber es gibt Wegweiser ins Geschichtenland, an denen man sich gut festhalten kann: da klettert auf der nächsten Seite ein Eisbär auf einer Strickleiter aus der weißen Wolke herab. Er landet auf der Spitze eines Berges am Sandstrand. Viele hundert kleine Pinguine erwarten ihn und scheinen ihm zuzurufen: Komm runter, komm zu uns! Bleibt er bei ihnen? Auf der nächsten Seite sieht man den Eisbären im Meer schwimmen. Eine Ente schwimmt auf ihn zu, daneben kann man eine Schildkröte entdecken und rote und blaue Quallen, Krebse, noch eine Schildkröte. Das Meer schäumt und bewegt sich wild, bildet Uferzonen, die auch einem Bärenkopf gleichen könnten, oder doch nicht?
Das Spiel mit dem, was die Bilddetails bedeuten könnten, geht weiter. Der kleine Bär setzt seine Reise fort, begegnet Pelikanen, Wasservögeln, Windrädern, die dem Sonnenrad gleichen, einem wunderschönen Pfau, einem kopfüber schaukelnden Affen, einem echten Nashorn, das zum Wasserfahrzeug für den Bären wird. Mal ist der Himmel morgenhell, mal vom Abendrot durchglüht. Mal sitzen die Tiere still auf einem Steg und beobachten die Wasser- und Himmelswelt, dann wieder sind alle unterwegs, spielen miteinander, finden und verlieren sich. Am Ende erreicht der Eisbär eine Insel, auf der er einem Waschbär begegnet, der ihm ein Ständchen auf der Geige spielt. Eng umschlungen sitzen sie auf der letzten Bildseite am Inselstrand und schauen in den tiefblauen und mit Sternen besäten Nachthimmel. Die Geschichte ist aus.
Aber eigentlich kann sie immer wieder von vorn beginnen. Denn immer wieder kann sie neu und anders erzählt werden. Immer wieder ist noch etwas zu entdecken, über das man noch nicht nachgedacht hat und dessen Geschichte sich öffnen will für den geduldigen Betrachter.
Vielleicht sollte man dieses Bilderbuch zunächst einem Erwachsenen schenken, damit er oder sie es zusammen mit einem Kind erkundet und die Worte, die auf den ersten Blick zu fehlen scheinen, erfindet.

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Diese Rezension wurde verfasst von emk.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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