Die Hälfte des Himmels gehört Bo

Autor*in
ISBN
978-3-522-17784-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Bayer, Michael
Seitenanzahl
220
Verlag
Thienemann
Gattung
Ort
Stuttgart
Jahr
2006
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Martha, 11, lebt in einer großen Familie: Sie hat noch zwei ältere Schwestern und einen jüngeren Bruder: Bo. Und dieser Bo sorgt immer wieder für Wirbel in der Familie, bis er, noch nicht 7-jährig an einer bösartigen Krankheit stirbt.

Beurteilungstext

Es könnte eine glückliche Familie sein, die da in dem Einfamilienhaus mit schönem Garten am Stadtrand wohnt: Die Eltern sind liebevoll besorgt um ihre Kinder, die großen Mädchen Bille (16) und Lena (14) scheinen “pflegeleicht” und sind viel mit ihren Freundinnen zusammen, Martha teilt sich mit Bo ein Zimmer und reibt sich immer wieder an Bo’s “Liebkindrolle”: Bo darf (fast) alles, zieht die Eltern in Streitfällen immer auf seine Seite, bekommt fast immer seine Wünsche erfüllt. Bo ist ein “Rechthaber” und “Bestimmer”, der seine Schwester Martha bis zur Weißglut reizen kann (und das auch weiß und tut!); andererseits kann er von strahlender Liebenswürdigkeit sein. Er steckt voller origineller Einfälle wie ein Hund voller Flöhe. Nach einem größeren Streit erfahren die Mädchen, warum Bo eine Sonderrolle in der Familie einnimmt: Er leidet an einer unheilbaren Krankheit und wird in absehbarer Zeit sterben!
Als Ich-Erzählerin schildert Martha die letzten beiden Jahre im Leben ihres kleinen Bruders: seine Originalität, sein Durchsetzungsvermögen, die Raffinesse, mit der er aus Streitfällen stets als Sieger hervorgeht, aber auch die Liebenswürdigkeit, mit der er seine Schwester immer wieder versöhnen kann - und schließlich das wochenlange Sterben des Kindes, die “dicke, dunkle Wolke der Angst”, die über der Familie hängt, Ohnmacht, Wut , Trauer und immer wieder die Frage nach dem “Warum”. Die Darstellung der Ereignisse aus “Kindersicht” wirkt nicht aufgesetzt, sondern strahlt emotionale Wärme und familiäre Nähe aus. Die Befindlichkeiten in der Familie, die Spannungen, die sich aus der Sonderrolle des kranken Kindes ergeben, sind genau beobachtet und werden differenziert dargestellt, vor allem das fast symbiotische Verhältnis zwischen Martha und Bo. Dass auch die Eltern in ihrer Schwäche und Hilflosigkeit angesichts von Krankheit und Tod genau geschildert werden, erhöht die Realitätsnähe und den Wahrheitsgehalt der Geschichte.
Die dichte, sensible Sprache lässt Gefühlen wie Angst, Trauer, Wut und Hilflosigkeit ihr volles Gewicht, zeigt aber auch tröstliche Aspekte auf.
Ein liebevoll gestaltetes, anrührendes Kinderbuch, das den Verlust eines nahen Angehörigen thematisiert. Empfohlen vor allem für junge Leser/innen ab ca. 10 Jahren, die in einem ähnlichen Spannungsfeld stehen (Krankheit, Tod, Scheidung).

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Diese Rezension wurde verfasst von RPKim.
Veröffentlicht am 01.01.2010