Die Goldenen Türme

Autor*in
Clayton, Emma
ISBN
978-3-473-34739-1
Übersetzer*in
Ströle, Wolfram
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
508
Verlag
Ravensburger
Gattung
Fantastik
Ort
Ravensburg
Jahr
2009
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Nach dem Verschwinden seiner Zwillingsschwester Ellie ist Mika der einzige, der sich weigert an ihren Tod zu glauben. In der Schule gerät er in Kontakt mit einer totalitären Organisation, der Stiftung zur Förderung der Jugend. Um seine Schwester wiederzufinden, beugt sich Mika den Regeln der SFJ und nimmt an einem gefährlichen Spiel teil. In dessen Verlauf erkennt er, dass die Suche nach Ellie verbunden ist mit der Entdeckung eines wohlgehüteten Geheimnisses.

Beurteilungstext

Die Autorin zeichnet eine düstere Zukunftsvision, in der die Menschen sich aus Angst vor wilden Tieren hinter eine hohe Mauer zurückgezogen haben. Die Welt ist geteilt in eine Zweiklassengesellschaft, die Angehörige der Oberschicht wohnen in goldenen Türmen, die über der sogenannten Schattenstadt thronen, während der arme Teil der Bevölkerung in engen, stinkenden Betonklötzen haust und sich von Schimmel ernährt.
Vor diesem Hintergrund entspinnt sich eine vielschichtige Handlung, die eine Reihe wichtiger Themen aufgreift. Dazu zählen unter anderem:
- die Funktionsweise totalitärer Systeme, sowie der Drang nach Macht und Unterdrückung als Wurzel des Bösen
- die menschliche Gier, die aus der Erde einen lebensfeindlichen, bedrückenden Ort gemacht hat
- die Bedeutung zwischenmenschlicher Beziehungen, die stärker sind als totalitäre Zwänge
Die Hauptfiguren Ellie und Mika sind nicht heldenhaft-entrückt dargestellt, sondern sie gehören zum armen Teil der Bevölkerung und sind in der Schule Außenseiter. Sie verkörpern die Idee, dass auch scheinbar unbedeutende Menschen viel bewirken können. Trotz der beklemmenden Atmosphäre sind zwischenmenschliche Werte wie zum Beispiel die Familienbande zwischen Ellie, Mika und ihren Eltern sehr stark und stellen die grundlegende Motivation für Mikas Suche nach Ellie dar. Das Ende des Romans bleibt offen und lässt noch jede Menge Raum für Diskussionen und Spekulationen.
Dass das Thema Zweiklassengesellschaft keine düstere Zukunftsvision darstellt, zeigt unter anderem das Flüchtlingsdrama an den Grenzen Europas. In Bezug auf diese Misstände unserer Zeit erhält der Roman noch eine weitere Lesart, die uns weniger vor einer beängstigenden Zukunft erschauern lässt, sondern uns vielmehr die Ungerechtigkeiten dieser Welt vor Augen führt.
Fazit: Ein spannendes und sehr empfehlenswertes Buch für Leser jeden Alters.

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Diese Rezension wurde verfasst von Suse.
Veröffentlicht am 01.01.2010