Die Geschichte von Bodri

Autor*in
Fried, Hédi
ISBN
978-3-95939-203-7
Übersetzer*in
Tüschen, Christina
Ori. Sprache
Schwedisch
Illustrator*in
Wirsén, Stina
Seitenanzahl
40
Verlag
Bohem
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)
Ort
Münster
Jahr
2022
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiKlassenlektüreVorlesen
Preis
15,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Mädchen Heidi und Livia leben ein ganz normales Leben – doch dann bricht das Unheil über sie herein und alles gerät aus den Fugen. Eine Geschichte davon, wie grausam das Leben sein kann – und wie hoffnungsvoll auf der anderen Seite.

Beurteilungstext

Gemeinsam mit ihrer Freundin Marika und ihrem Hund Bodri lebt Heidi ein unbeschwertes Kinderleben. Beide sind sich sehr ähnlich und verstehen sich fast immer, und dass ihre Eltern unterschiedliche Gebete sprechen, ist für die Mädchen kein wirkliches Thema. Das kommt erst auf, als die deutsche Wehrmacht die Heimatstadt der Kinder besetzt und Heidi als Jüdin nicht mehr am öffentlichen Leben teilnehmen kann. Das wird zunehmend schwieriger und irgendwann ist es soweit, dass alle Jüd*innen die Stadt verlassen müssen und fortgebracht werden. Das bringt auch den schmerzvollen Abschied von Bodri, der mit anderen verlassenen Hunden zurückbleiben muss. Der neue Ort ist ein Ort des Verlustes und des Todes, wenig wird davon berichtet. Der Fokus bleibt daher eher bei Bodri, der treu wartet, bis Heidi eines Tages tatsächlich wieder zurückkehrt.
Die Geschichte von Heidi ereignet sich in Rumänien während der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Die authentischen Erfahrungen sind übersetzt worden in ein Kinderbuch, das ehrlich und direkt erzählt, ohne zu schonen, aber auch ohne zu überfordern. Während das Kinderleben in Ausschnitten detailhaft erzählt wird, wird die Darstellung der nationalsozialistischen Todesmaschinerie eher ausgespart. Hier belässt es der Erzähltext bei Andeutungen, die durch ein eindrückliches Bild der beiden ausgezehrten und kahlgeschorenen Schwestern am Zaun begleitet werden. Hier übernehmen die realistisch gezeichneten, historisiert wirkenden Tusche-Aquarell-Kombinationen eine Erzählfunktion, die viele Imaginationsräume öffnet, ohne Gewalt und Elend zu konkret und potenziell überfordernd zu benennen. Gleichzeitig drücken gerade die nonverbalen Bilder eindrücklich den katastrophalen Einschnitt aus, den die Deportation darstellt. Gleichzeitig vermittelt das Wiedersehen mit Bodri eine Hoffnungsoption, die der Handlung eine wichtige Wendung hin zu einer lebensbejahenden Haltung vermittelt.
Das Erinnerungsbuch kann auch heute noch einen Einblick bieten, welchen Einschnitt der nationalsozialistische Terror für die Menschen damals bedeutete. Das vorliegende späte autobiografische Werk kann in seiner wertigen Aufmachung kleinen und älteren Lesenden eindrückliche Impulse bieten. Es ist sehr zu empfehlen!

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Diese Rezension wurde verfasst von Michael Ritter; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 19.05.2022