Die erstaunlichen Abenteuer der Maulina Schmitt: Warten auf Wunder

Autor*in
Heinrich, Finn-Ole
ISBN
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Flygenring, Rán
Seitenanzahl
197
Verlag
Hanser
Gattung
Ort
München
Jahr
2014
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Im zweiten Band der Trilogie um Maulina Schmitt zeigt das Duo Heinrich/Flygenring in einer literarisch einmaligen Weise, dass die bedrückende private Situation der ""Heldin"" - die Mutter ist unheilbar krank, die Trennung ihrer Eltern hat zu einem extremen Bruch mit ihrem Vater geführt - dennoch in beglückende und hoffnungsfrohe Momente führen kann - ganz ohne pädagogischen Zeigefinger!

Beurteilungstext

Im ersten Band ""Mein kaputtes Königreich"" erfährt Paulina eine radikalen Schnitt in ihrem Leben, wie wir ihn keinem Kind wünschen möchten: Die Mutter trennt sich vom Vater und verlässt mit Paulina ein Kinderparadies: Haus mit großem, wildem Garten, um in eine sterile kleine Wohnung zu ziehen. Gleichzeitig eröffnet ihr die Mutter, dass sie unheilbar krank ist.
Im hier vorliegenden zweiten Band der auf drei Bände angelegten Reihe richtet sich Paulina im neuen Leben ein, so gut es eben geht. Sie übernimmt viel Verantwortung für die Mutter, deren Krankheit fortschreitet und die immer weniger beweglich ist. Immer wieder müssen sich beide mit ihrem Tod auseinandersetzen und doch leben sie von der Hoffnung einer langen gemeinsamen Zeit. Paulina hat Verantwortung für viele Dinge im Alltag, aber sucht auch das Besondere. Dabei ist ihr Freund Paul eine besondere Stütze. Mit Hilfe ihres Großvaters und weiterer Freunde gründen sie eine kleine Brauseeismanufaktur, verschaffen sich dadurch ein wenig Taschengeld und Abwechslung.
Die Beziehung zu ihrem Vater bleibt äußerst angespannt. Sie spricht von ihm nur von ""dem Mann"", nimmt ihm vieles übel, ist aber auf seine Unterstützung bei der Versorgung der Mutter angewiesen. Die Beziehung wird auch dadurch belastet, dass der Vater eine neue Freu kennenlernt, die am Ende des Buches auch noch schwanger ist. Trotzdem gibt es immer wieder Annäherungen und Momente, die erhoffen lassen, dass sich im dritten Band die Beziehung normalisieren wird. Durch den ganzen Band zieht sich für Paulina die Frage, wie ihre Mutter und ihre Vater sich einmal geliebt haben könnten. Dafür sucht sie nach alten Briefen und ""Schätzen"" aus der Vergangenheit der beiden.

Durch die Erzählung aus der Ich-Perspektive Paulinas in relativ kurzen Episoden entstehen immer wieder Leerstellen, die ein Leser füllen muss. So ist man gefordert, Handlungsbrücken zu schaffen, eigene Schlussfolgerungen zu ziehen und mitzudenken. Das erleichtert zwar nicht den Lesefluss, trägt aber mit dazu bei, dass die sehr komplexen Themen des Buches differenziert und vielschichtig bleiben. Denn: als Ich-Erzählirin darf Pauline ungerecht und subjektiv sein, die Handlungslücken ermöglichen es, mehrere Lösungsansätze als plausibel zu erachten. Und obwohl Paulina vorbildlich mit der ihr aufgebürdeten und sie überfordernden Verantwortung für ihre Mutter, aber auch für ihren Vater, umgeht, ist sie nicht eine pädagogisierte Heldin, die zeigt, ""wie es geht"".

In diesem Buch ist der Text dominant, dennoch sind die Illustrationen nicht nur schmückendes Beiwerk. Sie sind in drei Farben gehalten: Schwarz, Weiß und Grün. Nicht nur farblich wird hier reduziert, sondern auch motivisch und in der Blickführung werden nur Ausschnitte gezeigt, wird auf das Wesentliche, die Zeichenfunktion des Bildes verwiesen. Dies geschieht in unterschiedlicher Form, z. B. auf dem Vor- und Nachsatzblatt in Form einer Galerie mit Portraits der im Buch handelnden Personen, die durch Linien und Pfeile miteinander in Beziehung gesetzt werden. Immer wieder gibt es Handlungsstränge oder Kapitel, die als Comic-Erzählung dargestellt werden, viele Illustrationen ergänzen das Erzählte, präzisieren oder erläutern es. Häufig werden die Zeichnungen beschriftet, auch mit Längen und Größen. Rán Flygenrings Zeichnungen lassen sich dabei nicht in irgendeiner Weise beschränken oder systematisieren, das ""Immer-wieder-Anderssein"" ist Teil des Stils. So gehen Text und Bild eine Symbiose ein, die zu einem erzählerischen Ganzen führt.

Die Bücher über Maulina Schmitt eignen sich sicher nicht als entspannende Freizeitlektüre. Jedoch bieten sie im besten Sinne hohes Potential für literarische Erfahrungen und eignen sich daher hervorragend für die Arbeit in der Schule.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von cja.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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