Die DDR

Autor*in
Vinke, Herrmann
ISBN
978-3-473-55116-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
256
Verlag
Ravensburger
Gattung
Biografie
Ort
Ravensburg
Jahr
2008
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
19,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

In diesem Buch stellt der Autor die DDR nicht ausschließlich aus der Perspektive ihres Scheiterns dar. In 14, vielfach untergliederten Kapiteln sind historische Fakten mit journalistischer Kompetenz aufbereitet. Die Ausführungen werden gestützt durch authentisches Bildmaterial aus Archiven, ergänzt mit biografischen Porträts handelnder Persönlichkeiten. Zeitzeugen, vorrangig aus den Reihen der Bürgerrechtsbewegung, werden zitiert.

Beurteilungstext

Es ist kein Geschichtsbuch, dennoch reflektiert der Autor das Entstehen und Vergehen der DDR facettenreich. Seine Ausführungen ordnen sich ein in den laufenden politischen Dialog über die DDR-Geschichte und sind von der Absicht geprägt, dass diese nicht in Vergessenheit gerät. Dabei werden historische Zusammenhänge im Hinblick auf gesamtdeutsche und internationale Ost- Westkonflikte am Rande erwähnt. Ausführlich werden der Alltag und oppositionelle Bewegungen in der DDR behandelt.
Auf der Einbandrückseite ist dazu treffend bemerkt: “ Die DDR existiert seit 1990 nicht mehr. Aber sie ist Teil der Biografien von Millionen Menschen. Das Erbe der SED- Diktatur bleibt noch lange umstritten... Wie entstand die DDR ? Woran ist sie gescheitert ? Wie haben die Menschen den Alltag in der DDR erlebt ? Darauf versucht das Buch eine Antwort zu geben...”
Der Autor bezieht gewissermaßen den Leser vom Vorwort bis zum Schlusswort in seine umfangreichen Recherchen zum Thema mit ein. Stationen auf dem Weg zur deutschen Einheit hat er als Korrespondent des ARD- Studios Ostdeutschland hautnah miterlebt, das gestattet ihm auch eine kritische Sicht auf den heutigen Umgang mit dem DDR- Erbe. Das Literaturverzeichnis vermerkt viele Titel neueren Datums. Im Anhang findet man eine Aufstellung einschlägiger Museen und Gedenkstätten mit Adresse und Telefonnummer. In mehreren Interviews wird die Geschichte hinterfragt, sie sind auszugsweise als Zitate im Text eingearbeitet. Die Bildquellen sind exakt ausgewiesen. Besonders beeindruckend sind die ganzseitigen dokumentarischen Fotos zu Beginn jeden Kapitels. Das Zeitkolorit widerspiegelnd, wirken sie wie eine Einstimmung auf den nachfolgenden Text. In den einzelnen Kapiteln verdeutlichen zusätzlich zahlreiche Biografien die Zeitumstände:
1. Marx, Lenin und die Revolution ( Ernst Thälmann, Wolfgang Leonhardt, Walter Ulbricht, Joseph Stalin)
2. Der Weg in die Diktatur ( Wolfgang Natonek, J.R. Becher, Bertold Brecht)
3. Der Kalte Krieg (Adolf Hennecke, Täve Schur)
4 Zwei deutsche Staaten (Konrad Adenauer, Hermann Henselmann)
5. Volksaufstand ( Hilde Benjamin, Paul Merker, Walter Janka, Anna Seghers, Nikita Chruschtschow, Willi Stoph, Christa Wolf)
6.Mauer, Stacheldraht und Minenfelder ( Conrad Schumann, Hagen Koch, Klaus Renft, Eduard von Schnitzler, Leonid Breschnew, Margot Honecker, Alexander Dubcek, Reiner Eppelmann)
7. Honecker stürzt Ulbricht ( Erich Honecker, Erich Mielke, Markus Wolf)
8. Auf gute Nachbarschaft (Willy Brandt, Günter Guillaune, Frank Schöbel, Gisela May)
9. Krisenjahr 1976 (Robert Havemann, Wolf Biermann, Manfred Krug, Rudolf Bahrow, Oskar Brüsewitz)
10. Sozialismus auf Pump ( Alexander Schalck- Golodkowski, Wolfgang Vogel)
11. Schwerter zu Pflugscharen ( Friedrich Schorlemmer, Michael Beleites)
12. Revolution von oben ( Michael Gorbatschow)
13. Friedliche Revolution ( Egon Krenz, Günter Schabowski)
14. Die Einheit ( Helmut Kohl, Lothar de Maiziere, Gregor Gysi, Joachim Gauck, Vera Lengsfeld, Jürgen Fuchs, Angela Merkel)
Neugier bei Jugendlichen und Erinnerungen bei älteren Lesern wecken oftmals verschlüsselte Teilüberschriften wie “Jeans und Westfernsehen”, “Tal der Ahnungslosen”, “Das Weiße Haus in Berlin Mitte”, “Runde Ecke Leipzig”...
Nicht jede pointiert eingestreute Meinung von Zeitzeugen muss jedermann akzeptieren: Bezogen auf Versorgungsschwierigkeiten in der DDR wird z.B. zitiert: “ Die HO war die Pechmarie der DDR-Wirtschaft, faul und herzlos... Eine Handelskette, die sich 40 Jahre als unfähig erweisen sollte, das Gemüse frisch, den Fisch genießbar und das Brot knusprig in die Läden zu bringen. HO... bedeutete leere Regale, alte Schrippen, zerbrochene Flaschen, tropfende Milchtüten, stinkende Kartoffeln, pampige Verkäuferinnen.”( S.63)
Diffamierungen und Klischees in der Darstellung historischer Ereignisse werden jedoch weitgehend vermieden.
Der Autor vermittelt die Informationen in aufgelockerter sprachlicher Gestaltung. Auf Fußnoten und Anmerkungen wird verzichtet, so dass der zweispaltig gesetzte Text flüssig gelesen werden kann. Das Layout sorgt durch farbige Unterlegung ganzer Textseiten in rot oder gelb für zusätzliche Orientierung. Alle Fotos sind mit erklärenden Bildunterschriften versehen.
Dieses Sachbuch erinnert ältere Leser an das Leben in der DDR unter der Bedingung der Existenz zweier deutscher Staaten mit unterschiedlichen Gesellschaftssystemen. Es regt junge Menschen an, über den Geschichtsunterricht hinaus die DDR-Geschichte zu erkunden.

Anmerkung zu Seite 79: Anna Seghers Roman “Das siebte Kreuz” berichtet von der gelungenen Fluch des Häftlings Georg Heisler ( nicht Hans Beimler)

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Kra.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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