Die bunten Elefanten und das große Buch

Autor*in
Fischer, Ziska
ISBN
978-3-86569-269-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Fischer, Ruben August
Seitenanzahl
40
Verlag
Alibri
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Aschaffenburg
Jahr
2020
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
16,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Matti und Maje - zwei Elefantenkinder aus der Herde der bunten Regenbogenelefanten - bringen mit einem großen Buch, das sie im Wüstensand gefunden haben, das Leben der friedlich lebenden Gruppe durcheinander. Ihr Anführer Veteris verkündet daraus eine Reihe von Regeln, deren strikte Befolgung die Elefanten in eine sehr missliche Lage bringt, die sie nur überwinden können, weil die beiden kleinen Elefanten durch eigenes Nachdenken einen Weg finden.

Beurteilungstext

Bunt – das ist ein besonderes Merkmal der großen Elefantenherde, die in einer Steppe „am anderen Ende der Welt“ lebte. Jedes Tier hatte seine eigene persönliche Farbe und vertreten waren alle „Farben des Regenbogens“. Diese Farben werden aufgenommen sowohl im Titel des Bilderbuchs, in den ersten Großbuchstaben neuer Absätze sowie (in der je eigenen Farbe) einiger Sprachäußerungen.

Drei Elefanten sind namentlich erwähnt und treten als Protagonisten der Geschichte hervor. Diese sind zum einen Matti, ein kleiner rosa Elefantenjunge und das jüngste Mitglied der Herde sowie seine türkisfarbene Freundin Maje. Zum anderen ist es Veteris, der Anführer der Elefanten. Er ist sehr alt und hat die Farbe dunkellila. Auf dem Weg zum Spielen im Fluss entdecken Matti und Maje eines Tages ein schwarzes und staubiges, seltsames Etwas im Sand, das Veteris sogleich als Buch identifizieren kann. Vor der Abendversammlung der Elefanten präsentiert er den Fund als das GROSSE BUCH des „herrlichen Dux“, der „alles weiß, alles sieht und immer recht hat“. Der Dux verlangt Ehrerbietung und – bei Androhung von Strafe – das Einhalten seiner im Buch dargelegten Regeln.

Immer wieder neue Regeln werden an den nächsten Tagen verkündet. So wird das Haareschneiden verboten, ein (hinderlicher) Rüsselring soll getragen werden und die Elefantenmädchen und -frauen dürfen nur sprechen, wenn sie etwas gefragt werden. Zudem dürfen die Mädchen und Jungen der Herde nicht zusammen im Fluss baden. Hier wird, wie auch schon in der Farbgebung der beiden kleinen Elefanten, eine Genderorientierung angestoßen. Zuwiderhandlungen sollen – so die Regeln - mit einer Trennung von der Herde bestraft werden.

Vor allem Matti kommen Zweifel an der Weisheit des großen Dux. Sein Misstrauen wächst, als dann alle Elefanten miteinander zu Ehren des Dux zur gleichen Zeit heftig auf den Boden stampfen sollen. Das führt dazu, dass in der Folge eine tiefe dunkle Erdspalte entsteht, in die sie alle hineinstürzen. Die Anstrengungen, den großen Dux mit weiteren Stampfaktionen zu ehren, helfen ganz und gar nicht aus dem Loch herauszukommen. So ziehen sich Matti und Maje zurück und entwickeln einen eigenen Plan. Es gelingt ihnen, die restliche Herde zu überzeugen, ihren eigenen Kopf zum Denken zu gebrauchen. Die beiden kleinen Elefanten verkünden ihre Idee, die gemeinsam umgesetzt wird. Mit Hilfe ihrer Stoßzähne gelingt es, eine Treppe in die Felswand zu schlagen, über die sie dann am nächsten Morgen ins Freie gelangen. Glücklich und auch befreit von den anderen lästigen Regeln, beschließen die Elefanten fortan selbst zu denken.

Die in der Art eines Comic gestalteten Illustrationen geben ein sehr lebendiges Szenario vor, das Kinder im Vor- und frühen Grundschulalter beim Vorlesen gut durch die Geschichte „mitnehmen“ kann. In unterschiedlicher Größe und Verteilung über zwei Buchseiten hinweg erscheinen die Mitglieder der Herde – z.T. auch nur der Körper oder Kopf eines Elefanten bzw. – in kleinen Vierecken nebeneinander gestellt – die fantasievollen Langhaarfrisuren.

Die ausdrucksstarke Mimik der Elefanten spiegelt ihre jeweilige Gemütsverfassung und kann den Kindern Anstoß zu eingehender Auseinandersetzung mit dem Geschehen über die textliche Darstellung hinaus geben. Dazu trägt auch die Gestaltung des Hintergrundes bei. So dominiert ein kräftiges Schwarz für das Innere des Erdlochs, während in den anderen hell grundierten Szenen Merkmale der Landschaft und die darin lebenden Tiere in einfachen Strichzeichnungen und ohne Farbgebung aufgenommen sind.

Veteris als Anführer der Elefantengruppe mit seiner Berufung auf den großen Dux erscheint übermächtig und mit einer großen Autorität ausgestattet, wozu auch die aus dem Lateinischen entlehnte Namensgebung beiträgt. Dagegen schaffen die beiden kleinen Elefanten Matti und Maje Identifikationsmöglichkeiten für Kinder, was auch die Auseinandersetzung mit der „Botschaft“, den eigenen Kopf zu gebrauchen, befördern kann. Allerdings bedarf es hier des weiterführenden Gesprächs mit einem Erwachsenen.

Überkommene Rollenmuster von Jungen und Mädchen dürften sich dabei leichter thematisieren lassen als ein generelles Hinterfragen von Regeln. Können diese doch auch für das Zusammenleben notwendig und nicht in ihrer Gesamtheit so offenkundig „unsinnig“ sein wie die Vorgaben des großen Dux.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von anei; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 04.09.2020

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