Die besten Beerdigungen der Welt

Autor*in
Nillson, Ulf
ISBN
978-3-89565-174-8
Übersetzer*in
Könnecke, Ole
Ori. Sprache
Schwedisch
Illustrator*in
Erikkson, Eva
Seitenanzahl
40
Verlag
Moritz
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Frankfurt a. M.
Jahr
2006
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,80 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ester ging auf einer Lichtung hin und her. Sie dachte nach und dann hatte sie eine Idee. "Die ganze Welt ist voller Toten", sagte sie. "In jedem Gebüsch liegt ein Vogel, ein Schmetterling, eine Maus. Jemand muss nett sein und sich um sie kümmern. Jemand muss sich opfern und sie beerdigen." "Wer?", sagte ich. "Wir", sagte sie.

Beurteilungstext

Ester, Putte und der Ich-Erzähler, ein zaghafter, kleiner Junge, der vorm Leben und vor dem Tod Angst hat, gründen an einem langweiligen Sommertag ein außergewöhnliches Beerdigungsinstitut. Für alle toten Tiere, die sonst keiner beachtet, wollen sie die besten Beerdigungen der Welt ausrichten. Es beginnt alles mit einer toten Hummel. Auf einer Lichtung wird sie begraben. Ester ist für das Schaufeln zuständig, der Ich-Erzähler für poetische Verse am Grab und der kleine Putte soll dazu weinen. Das Mädchen ist nun nicht mehr zu bremsen. Hinter jedem Busch und Strauch wird nach toten Tieren gesucht, die bestattet werden müssen. Als sie eine Feldmaus finden und das Grab vorbereiten, erläutern sie dem kleinen Putte die Sache mit dem Tod. Aus der Idee wird nun ein professionelles Geschäft. Im schwarzen Mantel, richtiger Tonlage und ausgestattet mit Holzkreuzen, Schachteln für Särge, Grabsteinen und fertigen Blumen bestatten sie nun auch für zahlungskräftige Kundschaft aus der Nachbarschaft. Am meisten macht dem kleinen Putte das Bemalen der Grabsteine Spaß. Die Endgültigkeit des Todes ist für ihn noch nicht fassbar. Mit dem Beerdigungskoffer suchen die Kinder schließlich sogar am Straßenrand nach toten Tieren. Ester ist besonders erfreut über den großen Feldhasen, den sie dort finden. Das Tier muss vor dem Begräbnis getauft werden, schließlich muss auf jedem Grabstein ein Name stehen. Der Ich-Erzähler ekelt sich sehr vor den toten Tieren und auch Putte stellt neue Fragen: Darf er seine Schmusedecke und sein Plüschtier mitnehmen? Wie ist es mit Keksen und Saft? Ester beantwortet seine Fragen. Die Gedichte vom Ich-Erzähler muntern die beiden auf. Am Ende der Geschichte sehen die Kinder wir eine Amsel gegen eine Scheibe fliegt und stirbt. Vor ihren Augen erleben sie den Übergang vom Leben zum Tod. Eine neue Dimension, das Sterben, wird dem Tod hinzugefügt. An dieser Stelle empfinden sie echte Traurigkeit und bereiten die beste Beerdigung der Welt.
Die Autoren behandeln das traurige Thema Tod mit viel Fingerspitzengefühl und versetzen es mit einer Prise Humor. Ulf Nilsson und Eva Eriksson haben durch die Wahl der Tierfigur einen für Kinder lebensnahen Ansatz gefunden. Kinder kennen das Gefühl des Verlustes wenn sein geliebter Hamster oder Hund stirbt. Ernst wird es, wenn Oma oder Opa sterben. Durch seine lebensnahe, unsentimentale, lineare Erzählweise, schafft es Ulf Nilsson das heikle Thema Tod konkret darzustellen. Für Erwachsene klingen die Äußerungen von Esther stellenweise makaber. Dabei werden die unbequemen Fragen von Putte offen, direkt und ehrlich wie ein Kindermund halt ist, detailliert beantwortet und erläutert. Der Schriftsteller hebt die Neugier der Kinder hervor, zeigt wie sich Kinder in ein Spiel "reinknien" können und unbefangen und mit Freude ernste Rituale der Erwachsenen nachahmen. Das Ritual des Taufens, Begrabens und Gedicht-Schreibens bietet Kindern Sicherheit, Trost und die Gelegenheit über Ängste und Gefühle zu sprechen. Die Leichtigkeit des Sommertages wird durch die sonnendurchfluteten, heiteren Aquarelle unterstrichen. Auf fast jedem Bild sind die drei Freunde mit ihren verschiedenen Empfindungen zu sehen. Text und Illustration stimmen miteinander überein.

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Diese Rezension wurde verfasst von sl.
Veröffentlicht am 01.01.2010