DIE ANDERE WAHRHEIT

Autor*in
Naidoo, Beverley
ISBN
978-3-401-02714-2
Übersetzer*in
Salah, Naoura
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
324
Verlag
Arena
Gattung
Erzählung/Roman
Ort
Würzburg
Jahr
2003
Lesealter
12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
7,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Sade und ihr Bruder Femi müssen die Heimat Nigeria verlassen, als ihre Mutter während des Militärregimes erschossen wird. Vater ist ein regimekritischer Journalist und in großer Gefahr. Die Kinder gelangen nach England und erleiden eine schlimme Zeit bis Vater kommt, und ihnen Asyl gewährt wird.

Beurteilungstext

Ein erschreckender Roman aus unserer Zeit, der sowohl emotional als auch faktisch den Terror einer Militärdiktatur zeigt, ebenso das Leben als ungeliebte Fremde nach gefährlicher Flucht, dann das Leben zwischen Hoffen und Bangen auf Erfüllung des Asylantrags. All das erleiden die Geschwister, das Mädchen Sade, 12, und ihr Bruder Femi, 9, als sie nach dem tötlichen Anschlag auf ihre Mutter mit einer fremden Frau inkognito nach England gesendet werden, ohne Pässe, ohne die Wahrheit zu sagen, da sie berechtigterweise fürchten müssen, das Militärregime werde Vater ins Gefängnis setzen oder töten. Später gelingt ihm die Flucht mit gefälschten Papieren.
Sade und Femi werden in London bestohlen, finden ihren Onkel nicht, kennen niemanden. Ein junger Mann bringt sie in die Obhut von Sozialarbeitern. Man hört nichts von Vater, und obwohl die Kinder liebevoll und fair in einer Familie betreut werden, erstarren sie, Femi sprechen nicht mehr.
Als Vater mit gefälschten Papieren endlich kommt, glaubt man ihm nicht, und er sitzt im Gefängnis.
Wie kann er seine Identität beweisen? Die Kinder provozieren eine Reportage bei der BBC, dadurch wird das Schicksal geklärt, die engl. Journalisten erkennen Vater als den scharfen Kritiker des nigerianischen Militärregimes, er wird entlassen, auch sein Bruder taucht wieder auf, denn auch er hatte untertauchen müssen.
Das Buch zeigt die ganze furchtbare Skrupellosigkeit und Gewalt, die von solche Regimes ausgehen.
Die Starre der Kinder, die den Tod ihrer erschossenen Mutter nicht betrauern können, statt dessen allein in die ungewisse Fremde gelangen, ist sehr gut dargestellt. Sade fühlt sich verantwortlich für den Bruder. Er kann das ganz Elend nicht aushalten. Erst am Ende, als Vater seine Kinder liebevoll und schützend im Arm hält, beginnt sich seine Starre zu lösen. Das Buch sollten ALLE verantwortlichen Politiker lesen, die Welt sollte viel mehr unterrichtet werden über Diktatoren und ihre skrupellosen Machenschaften.
Die Übersetzung aus dem Englischen ist gut, die Idee der Kinder, Menschen nicht mit ihren Namen, sondern nach ihren Eigenschaften oder Tätigkeiten zu nennen, sozusagen als Geheimcode untereinander, zieht sich durch das Buch.
Trotz der Grausamkeiten ist Menschlichkeit nicht verloren, auch die Geduld, der Erwachsenen mit den zwei traumatisierten Kindern ist ein solches Zeichen.
Ein Buch für Jugendliche UND Erwachsene.

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Diese Rezension wurde verfasst von Eck.
Veröffentlicht am 01.01.2010