Detektiv Parzival Po. Das Geheimnis der Frau Purpur

Autor*in
Tanaka, Yoko
ISBN
978-3-423-64000-8
Übersetzer*in
Umino, Nana
Ori. Sprache
Japanisch
Illustrator*in
Fukasawa, Masahide
Seitenanzahl
90
Verlag
dtv
Gattung
ErstlesebuchKrimi
Ort
München
Jahr
2023
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
FreizeitlektüreKlassenlektüre
Preis
12,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Eine rätselreiche Detektivgeschichte; hervorragend in Text und Bild in Szene gesetzt.

Beurteilungstext

Mit dem vorliegenden Band hat dtv eine neue Detektivgeschichtenreihe aus Japan ins Verlagsprogramm genommen, die hervorragend zum Lesen und Denken herausfordert. Der Band ist in Japan schon 2015 erschienen und nun von Nana Umino ins Deutsche übertragen worden.
In der Welt von Parzival Po leben viele Wesen, die aufrecht wie Menschen gehen und wie diese agieren, aber fast alle keinen menschlichen Kopf haben. Zumeist sind es Tierköpfe, aber Parzival hat eben einen Po als Kopf. Als Detektiv hat er ganz klassisch ein Büro und in der Nachfolge von Sherlock Holmes auch einen Assistenten, Brown, der Adressat der klugen Erklärungen von Parzival ist. So wird ein klassisches Muster von Detektivgeschichten hier für Kinder im Grundschulalter zugänglich.
In diesem ersten Fall helfen Parzival und Brown der vermeintlichen Frau Purpur, einen Familienschatz zu finden. Dafür müssen verschiedene Rätsel gelöst werden und am Ende stellt sich heraus, dass die Auftraggeberin eigentlich Albus, ein Serieneinbrecher ist. Natürlich wird er überführt. In der Narration ist die Geschichte recht karg. Interessant und spannend wird sie dadurch, dass die Rätsel so inszeniert sind, dass wir als Lesende sie oft vor Parzival und Brown selber lösen können. Da geht es um das Entschlüsseln einer Geheimschrift, die Suche nach Wegen durch ein Labyrinth, das Knacken eines Türcodes und das Lösen zahlreicher weiterer Rätsel. Genaues Lesen und Betrachten der Bilder ermöglicht es, mindestens so schnell wie die Detektive zu sein. Einige Rätsel sind schwer zu lösen, etwa wenn es darum geht, herauszufinden, wer die falsche Frau Purpur ist. Dafür muss man 40 Seiten zurückblättern, denn schon auf Seite 11 wird in einem Zeitungsausschnitt der Serieneinbrecher Albus gezeigt.
Da die Rätsel innerhalb der Diegese aufgelöst werden, ist es nicht so schlimm, wenn man mal eines nicht löst.
Die Illustrationen von Fukasawa fordern zum genauen Betrachten heraus. Sie sind mit Details gefüllt, ohne eine wimmelige Überfrachtung zu haben. Es lohnt sich oft ein zweiter Blick, auch auf die vielen Beschriftungen. Fukasawa arbeitet zudem viel mit Perspektiven. So sehen wir eine Hütte zuerst von außen, dann den Innenraum von oben, schließlich aus einer Seitenperspektive und dann eine Wand im Detail. An die Darstellung der Figuren muss man sich ein wenig gewöhnen; das Po-Gesicht von Parzival mag einerseits lustig sein, andererseits auch ein wenig eklig, zumal er für die Entlarvung des Diebes einen kräftigen Furz aus seinem Gesicht einsetzt. Das ist vielleicht nicht für alle lustig.
Die Textmenge ist überschaubar, zumal man sich auf die Haupttextteile konzentrieren kann. So ist das Buch auch für Leseanfänger:innen mit ein bisschen Leseerfahrung ohne Hilfe lesbar; und durch die Rätsel regt das Buch zum sehr genauen Lesen an, auch, um Hypothesen zu überprüfen. Die Integration der Rätsel in die Handlung gibt diesen eine Funktion, wie es in anderen Erstlesebüchern oft nicht der Fall ist. Dieses Buch mag zudem für Kinder in Klasse 3 oder 4 ansprechend sein und dabei auch solchen Kindern einen Zugang ermöglichen, die Leseförderbedarf haben.
Rundum also ein gelungenes Buch!

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Diese Rezension wurde verfasst von Christoph Jantzen; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 30.10.2023