Der Zauberlehrling - Rufus Beck liest

Autor*in
ISBN
978-3-89940-052-6
Übersetzer*in
Manz, Hans
Ori. Sprache
Amerikanisch
Illustrator*in
Wilharm, Sabine
Seitenanzahl
Verlag
Der Hörverlag
Gattung
Fantastik
Ort
München
Jahr
2002
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
9,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Rufus Beck liest zwei unterschiedliche Versionen des “Zauberlehrlings”: Die Ballade von Goethe und eine Kurzerzählung der amerikanischen Schriftstellerin Barbara Hazen zum gleichen Thema.

Beurteilungstext

Wer hat ihn nicht während der Schulzeit lernen müssen und vielleicht manchmal verflucht, den “Zauberlehrling” des Dichterfürsten aus Frankfurt? Und manches geleierte “Walle walle” hat diese Ballade für manchen Hörer für alle Ewigkeit verdorben. Vielleicht deshalb beginnt dieses Hörbuch mit der amerikanischen Kurzerzählung, die das berühmte Thema nach wie vor am Rhein spielen lässt, aber kleine erläuternde Einschübe und Nebenhandlungsstränge drum herum baut und die Geschichte damit eingängiger und leichter verständlich macht. Der geschilderte Ablauf der 1969 erschienenen Erzählung orientiert sich - neben der Goethe-Ballade - an der Handlung des 40er-Jahre-”Fantasia”-Filmes von Walt Disney, in dem dieser u.a. das programmatische Musikstück “Der Zauberlehrling”/“The Sorcerer’s Apprentice” von Paul Dukas ohne Worte in sehr sprechende Bilder umsetzte.
Erst als zweiten Teil nimmt sich Rufus Beck dann den “Goethe” vor. Kann man etwas über den Vorleser Beck sagen, ohne Eulen nach Athen zu tragen? Es gibt sicher viele gute Sprecher in Deutschland, aber Beck lässt sich einfach nicht übertreffen. Er verbindet sämtliche Qualitäten eines Idealvortragenden mühelos: Variables Timbre, mühelose unterschiedlichste Stimmfarben, eine unglaublich schwerelose Dynamik von einschmeichelndem Flüstern bis zu brüllendem Aufbegehren und eine perfekte Intonation ohne Dialekt und bei bester Verständlichkeit. Und wie er die Geschichte gestaltet! Man ist erwartungsfroh mit ihm, listig und triumphierend, man freut sich und genießt die Macht des Zauberers, man erschrickt und fürchtet sich, zittert um sein Leben und sucht händeringend Auswege. Wut und Rachegelüste wechseln sich mit resignierender Verzweiflung ab, bis am Ende Angst vor Strafe und Erleichterung über die Rettung ein Wechselbad der Gefühle hervorrufen. Das wäre selbst in einer unbekannten Fremdsprache verständlich, aber wir genießen ja den vollen Geschmack unseres Mutteridioms.
Und die Erfahrung, die wir machen, verblüfft und rehabilitiert den Klassiker: So schön und detailliert die modernere Erzählung auch ist, nirgendwo übertrifft sie an Prägnanz und Wirkung die Ballade. Die Schule nutzt sie zu Recht, die meisterhafte Essenz, das sprachliche Destillat des Herrn Goethe. Und auch, wer früher schlechte Erfahrungen durch verhunzte und gestotterte Rezitationen gemacht hatte, ist nach diesen 20 Minuten wieder ein rückhaltloser Bewunderer, dank des Stimmmagiers Rufus Beck, der wahrhaftig kein Lehrling mehr ist.

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Diese Rezension wurde verfasst von bh.
Veröffentlicht am 01.01.2010