Der Wolf, die Ente und die Maus

Autor*in
Bernett, Mac
ISBN
978-3-314-10440-4
Übersetzer*in
Bodmer, Thomas
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Klassen, Jon
Seitenanzahl
40
Verlag
Nord-Süd
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Gossau
Jahr
2018
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
15,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Ein Wolf verschlingt eine kleine Maus – doch was nun? Was tragisch beginnt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als humorvolle Geschichte.

Beurteilungstext

Als die Maus im Wald dem Wolf begegnet, verschlingt der sie kurzerhand. So weit – so normal. Das kennt man ja. Auch, dass die Maus im Bauch des Wolfes noch am Leben ist, doch über ihren baldigen Tod lamentiert, ist in Anlehnung an Märchen wie das vom Rotkäppchen nachvollziehbar. Überraschend ist allerdings die Ente, die sich, vom Gejammer der Maus aus ihrem schönen Bett aufgestört, zeigt und der Maus offenbart, dass das Leben im Wolf viel besser ist als das Leben außerhalb. Denn man findet viel in einem Wolf, und das scheint auch überzeugend zu sein, denn auf den folgenden Seiten wird neben dem Schlafzimmer auch eine gut ausgestattete Küche und ein Esszimmer sichtbar – und sogar ein Schallplattenspieler, mit dem die beiden ihre neue Freundschaft feiern. Das Leben im Wolf ist sogar viel besser als das Leben im Wald, denn dort hatte man immer Angst, vom Wolf verschlungen zu werden. Das fällt hier weg und Maus und Ente gelingt es sogar zunehmend, den Wolf gemäß ihrer Wünsche zu manipulieren. Doch als sich dann die Möglichkeit ergibt, dem Wolf zu entkommen, müssen beiden eine Entscheidung treffen...
Mit trockenem Humor erzählt Mac Barnett seine kleine Geschichte von den drei Tieren. So rabiat der Anfang, so nüchtern der Umgang der drei mit der Situation. Das Absurde der Wohnsituation von Maus und Ente wird rational gewendet und fast schon idyllisiert. Libertäre Zweifel, wie sie die Maus zwischendurch hegt, haben hier keinen Platz. In der reduzierten Szene wird der Fokus genau auf den Perspektivenwechsel gerichtet, der den beiden Wolf-Bewohnenden Sicherheit und Komfort bietet. Dass das auf Kosten der eigenen Freiheit, aber auch des Wolfes geht, interessiert sie nicht. Letzterer hat sich sein Schicksal ja auch selbst gewählt und es nicht besser verdient.
Die knappen Texte werden narrativ durch die Bilder ergänzt, die die Szenen atmosphärisch ausarbeiten, detaillieren und dramaturgisch zuspitzen. Die reduzierten Bildcollagen zeigen typisierte und leicht anthropomorphe Tiere im engen Farbspektrum. So wird die Handlung eng geführt und streng orientiert – das Ende kommt dann, wie schon der Anfang, überraschend daher, weil erwartbare Muster durchbrochen und trocken das Unfassbare zur Pointe gemacht wird. Sehr zu empfehlen!

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Diese Rezension wurde verfasst von mr; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 15.09.2018