Der Wind in den Weiden

Autor*in
ISBN
978-3-314-10403-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Meschenmoser, Sebas-tian
Seitenanzahl
224
Verlag
Nord-Süd
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Zürich
Jahr
2017
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
25,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Geschichte bedient die Sehnsucht nach einer heilen und überschaubaren Welt. Vier befreundete Tiere leben längs des Flusses und erleben kleine Abenteuer - ganz herrlich neu bebildert.

Beurteilungstext

Die Geschichte ist in zwölf Kapitel gegliedert. Sie beginnt mit einem Maulwurf, der in seiner Wohnhöhle Frühjahrsputz macht: Besen, Staubwedel, Quaste mit weißer Tünche. Ein gemütlicher Raum aber noch schöner ist's auf der Wiese, die von ersten warmen Sonnenstrahlen und linden Lüften kündet.
Wir sind am Flussufer in einer lieblichen Landschaft. Die vielen Flusskurven bescheren eine geringe Wassergeschwindigkeit. Die langen Peitschen der Weiden erreichen das Wasser, bewegen sich mit ihm. Am Flussufer blühen Wiesenblumen und füllen den Lebensraum von Maulwurf, Wasserratte, Dachs und Kröte. Gleich zu Beginn treffen sich die ersten beiden für eine erste Ruderpartie und zu einem Picknick, zu dem sich auch der Otter gesellt. Beinahe wäre die Geschichte schon am Anfang beendet worden, denn der Maulwurf kentert das Boot durch seinen Übermut und wird nur dank des Einsatzes der Wasserratte gerettet.

Auch wenn die Geschichten von Tieren handeln, so sind es doch die typischen menschlichen Bewohner vielleicht in den Kent-Downs Englands oder längs des Avon zwischen Warwick und Stratford "in den guten alten Zeiten". Die Kröte besitzt das große Landgut und bewohnt das schlossähnliche Landhaus. Die schmalen Straßen sind mit Hecken gesäumt, auf dem der Pferdewagen fast die ganze Breite einnimmt. Aber wir haben auch schon die ersten Automobile, und die Eisenbahn verbindet unsere Gegend mit dem Rest der Welt. Die ist aber für unseren Helden viel zu groß, erleben sie doch schon in ihrer Heimat ein Abenteuer nach dem anderen. Das kann im "Wilden Wald" sein oder im Winter, im Haus des Dachses unter der Erde oder beim Adventssingen. Nur die Kröte schafft es in die Welt der Menschen, aber die Abenteuer dort hätten leicht schief gehen können. Und es wurde höchste Zeit, dass der Kröterich zu den drei Freunden und in sein Haus zurückkommt, denn der Herrschaft der Wiesel musste unbedingt Einhalt geboten werden. Über die "ruhmreichen Heldentaten … [wurde] noch lange Zeit am Fluss und weit über seine Ufer hinaus gesprochen".

Die Besetzung der Illustrationen durch Sebastian Meschenmoser ist etwas "gegen den Strich", denn sein Humor passt nicht zu 100 Prozent zur Geschichte aus der "heilen Welt". Insofern gibt er ihr einen neuen Anstrich. Seine drei ersten Figuren sind etwa gleichgroß, gehen auf zwei Beinen und tragen menschliche Kleidung, der Dachs kommt später hinzu, erscheint mit seinem Kneifer weise und intellektuell. Die Bilder selbst sind selten rechteckig, eher zufällig umrundet. Das gilt selbstverständlich nicht für die 13 ausgearbeiteten ganz- oder gar doppelseitigen, die er leicht unscharf wenigstens teilweise in Öl zeichnete. Dabei spart er nicht mit kleinen Zitaten (Böcklins Toteninsel, die Tonne des Archimedes, Ponte della Pia, Sonnenkönig Ludwig XIV im Hintergrund) und gibt dem Text immer mal wieder kleinen Halt.
Die Geschichte ist über 100 Jahre alt, der Autor seit mehr als 70 Jahren tot, und doch ist sie sehr lebendig mit einer Sehnsucht nach einer stillen und überschaubaren Welt. Auch wenn der Text überwiegt, so geben die vielen farbigen Bilder der Geschichte beim (Vor-) Lesen erst das richtige Gefühl.

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Diese Rezension wurde verfasst von uhb.
Veröffentlicht am 01.07.2017