Der Wind hat Geburtstag

Autor*in
ISBN
978-3-7795-0282-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Oeser, Wiebke
Seitenanzahl
48
Verlag
Peter Hammer Verlag
Gattung
Lyrik
Ort
Wuppertal
Jahr
2010
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

32 kurze Gedichte zwischen Unsinn und Verlustbewältigung. Die Zeichnungen / Stempeldrucke sind gewöhnungsbedürftig und begleiten nicht immer den Text.

Beurteilungstext

Wunderbare neue Wörter lernen wir kennen: bockstill, Seelenseide, Novemberkuh, Bartstoppellachen. Schubiger schreibt wie Kinder Abzählreime sprechen, zumeist also gereimt, denn der Reim, so übertitelt er das fünfte (und damit letzte) Kapitel, ist das, was die Gedichte zusammenhält, also der Leim.
Eins seiner Gedichte (Der hohle Zahn) ist eine der Nonsense-Endlosgeschichten, die er nicht als solche belässt, sondern sie gleich nach der Wiederholung selbst stoppt. Von dieser Art ist sein Humor. Kaum hat man sich auf etwas verlassen, weiß angeblich, wie's weitergeht, schon ändert er.
Im Kapitel "Ein Kuchen, der nicht aufgeht" wird ein Thema mehrfach umgesetzt, und es ist ein sehr ernstes: Der Streit in der Familie endet damit, dass der Vater plötzlich weg ist und das Kind ihn sehr vermisst. "Jeder hat einen Stuhl / an unserem Tisch. / Auch Papa. / Jeder hat einen Teller / auf unserem Tisch. / Auch Papa." Dass aber Papa nicht mehr da ist, schließen wir daraus, dass seine Suppe kalt geworden ist. Sehr wenige Worte. Sehr eindringlich. Man könnte fast losheulen.
Aber Schubiger kommt anders aus dem Tal, nämlich mit Humor: "Ich armes Schwein! / O wär ich doch zwei Schweine, / dann könnt ich miteinander spielen, / wär nicht mehr so allein." Die Trauer ist zwar noch da, aber wir dürfen schon mal wieder schmunzeln.

Leider ist nicht alles eitel Sonnenschein. Mehrfach holpert das Versmaß ("Das Meer ist da, / das Meer ist da! / Es kommt direkt / aus Amerika." - aus Afrika, das hätte geklungen!), passen die Reime nicht (Mann - Zahn, Sechste - nächste, aber gelungen: Nabel mit Sabel (anstatt Säbel)).
Und was gar nicht so recht passen will, sind die Bilder, aber dafür kann der Autor nichts. Sie gehen mehrfach nicht einmal über Ecken auf den Text ein (blaue Schneeglöckchenstängel und Blätter, anstatt der weißen Blüten jedoch rote, gestempelte Totenköpfe) und vermeiden (bewusst?) Dreidimensionalität, auch wenn sie mit wenigen Strichen anzudeuten wäre. Dafür benutzt Wiebke Oeser mehrfach ihre Stempel: Erdkugel, Fisch, Totenkopf, Bärenspur, Königskrone. Da hat die Illustratorin schon ganz andere Arbeiten gezeigt.

Also: Lyrik mit guter Grundstimmung, über die Bilder ruhig hinweg schauen.

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Diese Rezension wurde verfasst von uhb.
Veröffentlicht am 01.01.2010