Der weiße und der schwarze Bär

Autor*in
ISBN
978-3-7795-0078-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Muggenthaler, Eva
Seitenanzahl
32
Verlag
Peter Hammer Verlag
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Wuppertal
Jahr
2007
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Auch wenn das Mädchen keinen Namen hat, so ist es doch furchtlos und nimmt die Welt, wie sie ist. Vielleicht ist es aber auch die Welt, die es nimmt, wie sie ist. Mutter kommt darin vor, vor allem aber ein weißer und auch ein schwarzer Bär. Die Welt des Mädchens ist nur klein innerhalb der Welt der Imagination. Wer denkt?

Beurteilungstext

Das Bilderbuch verstört. Man weiß zunächst gar nicht, wem es denn dienen soll, warum es geschrieben und vor allem gezeichnet wurde. Wer soll es denn lesen, anschauen? Und warum?
Offensichtlich gab es zuerst den Text. Schubiger ist Psychotherapeut, aber nicht unerfahren (Dt. JgdLitPreis 1996 für "Als die Welt noch jung war"). Er setzt sein Mädchen in eine Dr. Jekyll & Mr. Hyde - Welt. Er transformiert, ohne den Attributen Weiß und Schwarz eine mitteleuropäische Bedeutung (zum Beispiel Gut vs. Böse) zu geben, zwei Bären nacheinander in die Welt eines kleinen Mädchens. Diese erlebt die Welt als existent, ja, sie berichtet der Mutter davon - und beichtet dieser zum Schluss, dass der weiße Bär erfunden gewesen sei. Nur dieser, obwohl doch beide immer schwiegen und einfach nur da waren, in dem Leben des Mädchens jedenfalls.
Verstörend sind vor allem die Bilder. Eva Muggenthaler nimmt zwar den Text auf, aber sie (er-)schafft eine oder auch mehrere Welten, in der das Mädchen selbst immer unbeschadet steht, staunt, schaut, erzählt. Um es herum aber passiert in den Bildern so viel, dass die vielen Andeutungen diese Rezension absolut sprengen. Es gibt so viele Dinge isoliert zu betrachten und über ihre Bedeutung nachzudenken, dass man notgedrungen hinkommen muss zu der Frage: Kinderbuch? Bilderbuch als therapeutisches Buch? Für wen? Kind oder Mutter (Vater kommt nicht vor)? Mädchen als Vor-Mutter?
Durch die Überbedeutungsversuche, die noch vielfältig erweiterbar sind, wird aber zugleich klar, dass dies Buch nur sehr bedingt eins für Kinder ist. Du und ich, wir könnten über jedes Bild lange reden, über die in das Schwarz hineinkrikelten Teile aus dem Kinderzimmer, über eingeschnittene Monde oder die Aktivitäten der Bären. Aber du bist so weit weg, und ich bin hier. Können wir zusammen finden?
Weißer sucht schwarzen Bären.

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Diese Rezension wurde verfasst von uhb.
Veröffentlicht am 01.01.2010