Der Tisch von Otto Hahn - Faszinierende Erfindungen, die unsere Welt veränderten

Autor*in
Baukhage, Marion
ISBN
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
192
Verlag
Ravensburger
Gattung
Ort
Ravensburg
Jahr
2006
Lesealter
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

In 25 Kapiteln werden Wissenschaftler und Forscher von Gutenberg bis Gerd Binnig mit Auszügen ihres Lebenslaufs und ihren wichtigsten Entdeckungen in Text und Bildern vorgestellt. Dabei spielt die Frage der Verwertbarkeit ihrer Erfindungen und Forschungsergebnisse eine große Rolle. Quelle ist offenbar das Deutsche Museum in München.

Beurteilungstext

Fast jedes der 25 Kapitel beginnt mit einer kleinen Geschichte aus dem Leben des Wissenschaftlers, oft aus der Kindheit wie etwa James Watt beim Beobachten von Mutters siedendem Teekessel, oder mit einem Hinweis auf Exponate im Deutschen Museum wie den Faraday’schen Käfig oder den Originalapparat von Heinrich Hertz zum Nachweis elektromagnetischer Wellen.
Dann folgt auf 5 - 8 Seiten in Text und Bild die Vorstellung des Erfinders, meist mit einem Bild - Einstein natürlich mit seinem bekanntesten, dem mit der herausgestreckten Zunge, mit einem Zitat von oder über ihn/sie mit Bildern ihrer Erfindungen oder wichtigen Werkzeugen oder Illustrationen ihrer Werkstätten, Labore, Apparate, die sich im Deutschen Museum befinden. -
Frauen kommen gelegentlich auch vor, so Marie Curie und ihre Tochter Irène, Bertha Benz, die mit einer ersten Fernfahrt über 106 Kilometer den dreirädrigen Patent-Motorwagen ihres Mannes populär macht. Interessant auch die Tochter von Lord (und Lady) Byron, Ada Lovelace, die die Idee von Charles Babbage für einen Vorläufer des Computers aufgriff und tatkräftig, wenn auch erfolglos, unterstützte und heute als erste Programmiererin der Welt gilt. Der Anteil Lise Meitners an der Erklärung für die Kernspaltung wird hervorgehoben, für die ihr langjähriger Arbeitspartner Otto Hahn 1938 den Nobelpreis erhielt, ohne dass ihr Name auch nur genannt wurde. Sie war die erste Physikprofessorin Deutschlands und mußte dennoch 1938 als Sechzigjährige emigrieren. Hier ist besonders bedauerlich, dass weder der Text noch die Randspalte mit den Lebensdaten, die sich in jedem Kapitel befindet, etwas über ihr (schwieriges) Leben nach der Emigration aussagen.
Auch aus anderen Teilen kann man/frau herauslesen, wie schwer Frauen es immer wieder hatten, sich in der Männerwelt von Forschung und Wissenschaft durchzusetzen. So schildert die Autorin, wie die Entwicklung des DNS-Modells kaum ohne die Spezialfotos und unveröffentlichten Arbeiten von Rosalind Franklin möglich geworden wäre (S.166-169) . Auch die erste Botanikerin, die 1983 den Nobelpreis für Medizin erhielt, Barbara McClintock, blieb mit ihren Veröffentlichungen über die “Sprünge” der Gene fast 30 Jahre lang weitgehend unbeachtet.
Viele Beispiele zeigen recht anschaulich, welche Schwierigkeiten die Forscher und erst recht die Wissenschaftlerinnen zu überwinden hatten, bis sie die Anerkennung fanden, die ihnen die Nachwelt zuerkennt.
Der Direktor des Deutschen Museums, Professor W.M.Heckl, formuliert in seinem Vorwort - das leider einen unschönen Fehler schon im ersten Absatz enthält - die positive Quintessenz, “Erfinder sind also keineswegs seltsame Sonderlinge, sondern mitunter (!) sehr kreative und tüchtige Unternehmer, die... mit ihren Ideen unseren Alltag deutlich einfacher gemacht haben.” Er sieht die positive Seite der technisch-wissenschaftlichen Entwicklung. Nachteile, Fehlentwicklungen, Gefahren, die sich aus den Erfindungen ergeben haben, werden höchstens am Rand gestreift.
Hier liegt die Begrenzung des Buches, das sich besonders für die Vor- oder Nachbereitung eines Besuchs im deutschen Museum eignet.
Das Buch ist ein gutes, informatives Nachschlagwerk nicht nur zur Technikgeschichte. Es kann Jugendlichen Ansätze zur Erklärung wichtiger Erfindungen geben, auch wenn diese Erklärungen oft wegen der Kompliziertheit der Materie zur Vermittlung eines richtigen Verständnisses nicht ausreichen. Die Illustrationen stammen offensichtlich aus den Beständen des Deutschen Museums und sind in oft erstaunlich guter Wiedergabe eingefügt. Die lockere Aufmachung, das Bemühen um Verständlichkeit - all das trägt dazu bei, dieses Buch zu empfehlen. Was ein bisschen verwundert, ist, dass es keinen Hinweis auf einschlägige Webseiten für Jugendliche gibt.
Ein “Kinder”sachbuch, wie der Verlag es bewirbt, ist dies Buch allerdings nicht.

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Diese Rezension wurde verfasst von uwo.
Veröffentlicht am 01.01.2010