Der Tintenfisch Paul Oktopus

Schlagwörter

• Sprachspiel
• Tiere

Teaser

Die Sammlung von "Gedichten für neugierige Kinder" des Lyrikers und Bildhauers Boy Lornsen verspricht Spaß an der Sprache. Mit wundervollem Humor und sprachlicher Treffsicherheit gestaltete Texte laden zum Mitsprechen, Genießen und Weiterdenken ein.

Beurteilungstext

Was verbindet den Tausendfüßler Tappelbein, einen Hundskamelofantenaff, die drei Mücken Inka, Minka und Katinka und die Floh-Laus-Wanzen-Mücken-Verwandlungsmischmaschine? Sie alle finden sich in der neuen Anthologie mit Gedichten des Lyrikers und Bildhauers Boy Lornsen (1922-1996), die jüngst im Boje-Verlag erschienen ist. Doch offenbart sich hier weit mehr als nur eine einfache Sammlung mit Tiergedichten für Kinder. In Lornsens kurzen Texten stecken kleine Erzählungen über ungewöhnliche Begebenheiten, ulkige Episoden, in denen das Normale verdreht und das Unglaubliche möglich wird.
Im Mittelpunkt der Texte steht nicht die Aussage; der Inhalt, der in die Form des Gedichts verpackt präsentiert wird. Lornsens Gedichte sind kleine verspielte Szenarien, deren Aufbau mehr dem Reim und dem Rhythmus, als dem Inhalt zu gehorchen scheinen. Oft hat der Leser den Eindruck, die Sprache beherrsche den Dichter, nicht der Dichter die Sprache. Und das Gedicht entstehe im Drängen der Sprache nach einer ihr angemessenen Form, einem Körper, der sie zur Geltung bringt. Damit entwickeln die Gedichte eine ganz eigentümliche Wirkung.
Dennoch ergibt sich am Schluss der Texte zumeist eine kleine Pointe, ein Anlass zum Weiterdenken, eine Moral, etc. Die Verdrehungen und Vertauschungen zeugen von einem vergnüglichen Spiel mit der Sprache, das am Ende aber immer wieder beim Dichter ankommt und seine Stimme offenbart. So werden die Texte nie belanglos oder banal. In ihrer Gesamtwirkung stellt sich hier ein buntes Sammelsurium unterschiedlichster kleiner und leichter Gedichte dar, die mit ein wenig Tiefgang versehen auf eine genuss- und humorvolle Lektüre warten.
Die unaufdringlichen Zeichnungen Manfred Schlüters runden den Eindruck eines gelungenen Werkes eindrücklich ab.