Der Tag der Wale

Autor*in
Cornelius,
ISBN
978-3-96843-042-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Carozzi, Tommaso
Seitenanzahl
50
Verlag
Carl Auer
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)
Ort
Heidelberg
Jahr
2023
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüre
Preis
21,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

In den Straßenschluchten der Großstadt Melville tauchen eines Tages fliegende Wale auf; ein Ereignis, auf das die Menschen natürlich nur eine Antwort haben.

Beurteilungstext

Was die Menschen der Stadt Melville – die erstaunlich an New York erinnert – an diesem Tag zu sehen bekommen, ist beeindruckend. Eine Gruppe riesiger Wald schwebt durch die Straßenschluchten. Die Giganten sind riesig, aber ruhig und tun den Menschen nichts. Diese sind dennoch verstört und Regierung und Militär kommen überein, dem Spuk ein Ende zu setzen. So wird eine Armee eingesetzt und die Wale werden getötet. Ein Gemetzel, dem die Wale nichts entgegen zu setzen haben. Der verbleibende Friedhof ist für die Militärs ein Ort des Sieges – bis plötzlich ein gigantischer Kalmar am Himmel erscheint, dem man nun ohne die Wale nichts mehr entgegenzusetzen hat.
In textlosen Bildern wird diese Geschichte erzählt. Die naturalistisch-surrealistischen Bleistiftzeichnungen zeigen Panoramen und starke Zoomausschnitte, auf denen das unglaubliche Geschehen, aber auch das Erleben der Menschen detailliert zu sehen sind. Die Bilder arbeiten aber auch mit vielen Verweisen auf dystopische Medienartefakte, besonders aber auf die bekannte Geschichte „Moby Dick“ von Herman Melville, der der Stadt ja bereits seinen Namen leiht, dessen Käpt’n Ahab aber auch in den Militärs und der neurotischen Angst vor dem Anderen erkennbar Form gewinnt. So wird das unglaubliche Geschehen zu einem Sinnbild der menschlichen Angst vor dem Fremden und Monströsen. Dass sich diese Angst in Aggression artikuliert und diese sich schließlich wieder gegen die Menschen richtet, ist folgerichtig und bettet die Geschichte in Gegenwartsdiskurse über Nachhaltigkeit und das Antropozän ein. So gewinnt die Geschichte eine unglaubliche Tiefe. Handwerklich überzeugend, dramatisch mitreißend und philosophisch herausfordernd – kleinen und großen Lesenden sehr zu empfehlen!

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Diese Rezension wurde verfasst von Michael Ritter; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 23.06.2023