Der Stinkehund in der Schule
- Autor*in
- Gutman, Colas
- ISBN
- 978-3-96177-035-9
- Übersetzer*in
- Süßbrich, Julia
- Ori. Sprache
- Französisch
- Illustrator*in
- Boutavant, Marc
- Seitenanzahl
- 74
- Verlag
- Woow Books
- Gattung
- Buch (gebunden)Erzählung/Roman
- Ort
- Zürich
- Jahr
- 2020
- Lesealter
- 10-11 Jahre12-13 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Fachliteratur
- Preis
- 10,00 €
- Bewertung
Teaser
Stinkehund freut sich auf die Schule. Er will unbedingt das Lesen lernen. Wenn da nur nicht so gemeine Hundemitschüler wären!
Beurteilungstext
Das Vorsatzblatt besticht mit einer Menge kurios portraitierter Hundeköpfe, die Marc Boutavant einfallsreich und genau passend zur Geschichte gezeichnet hat. Als Übereinstimmung fällt dabei die mürrische, unfreundliche bis böse Mimik auf. Unter all den übellaunig dreinblickenden Hundemienen tauchen zwei Gegensätze auf: Stinkehund selbst und sein Freund, Kater Platti, die beide freundlich lächeln und damit schon von vornherein und bildhaft in dieser Ansammlung als Außenseiter auftreten.
Die Geschichte thematisiert Schule und Mobbing in einer Schulklasse. Selbst die Lehrerin verhält sich unfair gegenüber Stinkehund. Seltsam, dass Stinkehund nichts von alledem bemerkt. Bleibt als Frage bestehen, wieso Stinkehund nach all diesen Demütigungen noch so freundlich zu seinen Kontrahenten auftritt. Merkt er etwa gar nicht, dass ihn die anderen Hunde (außer Labrador) mobben und dass ihn auch die Lehrerin ausgrenzt und zutiefst brüskiert? Es ist fraglich, ob die übertrieben fabulierte Geschichte für eine jüngere Leserschaft als satirische Überhöhung zu erkennen ist.
Einziger Freund von Stinkehund ist Kater Platti, ein ebensolcher Außenseiter wie Stinkehund selbst. Stinkehund freut sich auf die Schule, erfährt aber von seiner „Hundeklasse“ in der „königlichen Hundeschule“ auf drastische Weise, dass er dort nichts zu suchen habe, wie ihm die anderen Hundeschüler deutlich zu verstehen geben. Die Figur des einzigen Hundeschülers, der das Mobbing und die Ungerechtigkeit gegenüber Stinkehund erfasst, ist der Labrador. Die Geschichte gipfelt aber darin, dass der Labrador selbst zum Mobbing-Opfer wird, weil er es wagte, Stinkehund zu verteidigen.
Es besteht die Gefahr, dass die ganze Geschichte kippt, weil die Figuren einfach zu sehr karikiert werden – das Lachen über die Vorfälle bleibt im Hals stecken. Die Geschichte bietet keine Entwicklung, jede gesellschaftliche Gruppe bleibt in ihrer Blase. Der Labrador, der sich traute, etwas an der sozialen Ungerechtigkeit gegenüber einem Außenseiter zu ändern, wird ausgegrenzt und selbst zum Opfer. Hier werden soziale Vorurteile und Ungleichheiten zementiert. Harsche Worte durch die Lehrerin, die am Ende der Geschichte den Mobbing-Hauptübeltäter in der Hundeschule noch mit einem Schulverweis maßregelt, bleiben eher die Ausnahme.
Es ist fraglich, ob die Handlung in dieser Geschichte auch für eine jüngere Leserschaft so offensichtlich erscheint, dass sie Stinkehund als im weitesten Sinne noch als liebenswerten Protagonisten anerkennen können - oder ob sie in ihm lediglich eine Witzfigur sehen.
Die Geschichte selbst scheint eher als Diskussionsgrundlage für eine mehr jugendliche Zielgruppe geeignet, eine pädagogische Auseinandersetzung war vom Autor wohl gar nicht intendiert.