Der Sommer als ich beinahe vom Blitz getroffen wurde

Schlagwörter

• Freundschaft
• Gender/Geschlecht

Teaser

Violet Raines ist elf Jahre alt und lebt ihrer Mutter im Städtchen Mitchell Hammock, Florida. Es ist der letzte Sommer, bevor Violet und ihre besten Freunde Lottie und Eddie an die Junior High wechseln. Doch als Melissa aus Detroit nach Mitchell Hammock zieht, wird auf einmal alles anders: Während Violet und Melissa sich überhaupt nicht verstehen, kommt Lottie mit ihr prima aus. Da ist Krach absehbar - und das Eddie Violet plötzlich mit anderen Augen sieht, macht das ganze auch nicht einfacher.

Beurteilungstext

“Der Sommer, als ich beinahe vom Blitz getroffen wurde” (Original: “Violet Raines almost got struck by lightning”, 2008) ist das Romandebüt der US-amerikanischen Autorin Danette Haworth, das nun erstmals in deutscher Übersetzung vorliegt.

Haworth entwirft in diesem Roman eine Kleinstadtidylle inmitten Floridas, in der für die dort lebenden Kinder Streifzüge durch die Natur ebenso selbstverständlich sind wie der sonntägliche Kirchenbesuch. Fernsehgeräte oder Computer spielen hingegen kaum oder gar keine Rolle, sodass die Geschichte zunächst auch in den 1950er oder 60er Jahren spielen könnte; durch Indizien wie die sich automatisch öffnenden Supermarkttüren o. ä dann aber doch eher in der Gegenwart situiert werden kann.

Hauptfigur und Ich-Erzählerin Violet Raines wächst genau in dieser Idylle zwischen Natur und Kirchenbesuch auf. Die Freundschaft zu Charlotte, genannt “Lottie”, ihrer besten Freundin und Eddie, ihrem besten Freund, ist hier die wichtigste Konstituente. Gestört wird diese Beziehung als Melissa Gold aus Detroit nach Mitchell Hammock zieht. Schnell gelingt es Melissa, Lottie für sich einzunehmen, was zunehmend zu Spannungen zwischen Lottie und Violet führt, da diese Melissa von vornherein als eine großstädtische Aufschneiderin ablehnt. Als Lottie dann auch noch beginnt, sich für Lippenstift, Büstenhalter und Jungs zu interessieren kommt es zu ernstem Krach, denn Violet erkennt darin vor allem den “schädlichen” Einfluss der Neuen. Doch auch Melissa trägt zur Entspannung wenig bei, als sie Violet unterstellt, Eddie sei für sie mehr als nur ein guter Freund. Am Ende lösen sich trotzdem sämtliche Konflikte und Missverständnisse auf, auch Melissa und Violet freunden sich an.

Haworth gelingt es mit “Der Sommer, als ich beinahe vom Blitz getroffen wurde”, die freundschaftlichen Verlustängste wie auch Rückgewinnungsbemühungen eines jungen Mädchens an der Schwelle zur Pubertät nicht holzschnittartig darzustellen, wovon sich besonders jüngere Leserinnen angesprochen fühlen dürften. En passant und ohne erhobenen Zeigefinger wird daneben durch Violets “Brille” gleich mit erklärt, dass es völlig normal ist, sich im fraglichen Alter (11-13) allmählich für Schminken und Jungs zu interessieren, es aber ebenfalls völlig normal ist, wenn man dieses Interesse im fraglichen Alter auch noch nicht teilt. Das Haworth dafür - im 21. Jahrhundert vielleicht etwas angestaubt - das Sujet von Stadtmaus und Landmaus bemüht, stört dabei allerdings nicht und sollte auch den Lesespaß, gerade für die Zielgruppe, nicht drücken.

Empfehlung: “Der Sommer, als ich beinahe vom Blitz getroffen wurde” ist eine sympathische Mischung aus Erwachsenwerden- und Freundschaftsroman, der sich zuvorderst an Mädchen zwischen 11 und 13 Jahren richtet.