Der singende Fisch

Autor*in
Heiduczek, Werner
ISBN
978-3-358-02235-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Mirtschin, Jutta
Seitenanzahl
41
Verlag
Kinderbuch Berlin
Gattung
Ort
Berlin
Jahr
2001
Lesealter
4-5 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
10,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ein kleiner Fisch kann es zunächst selbst kaum glauben: immer wenn er das Maul öffnet, erklingen wunderschöne Melodien. Dermaßen aus der Art geschlagen, steht er dem karrierebewussten Vater im Wege und wird von seinen Eltern verstoßen. In der Fremde bezaubert er die anderen Meeresbewohner.

Beurteilungstext

Das Bilderbuch besticht zunächst durch seine äußere Aufmachung: Der Titel macht neugierig, da Fische ja eigentlich nicht singen, sondern stumm sein sollten, wie es im Text entsprechend an einer Stelle auch heißt. Das Titelbild - wie auch alle anderen Bilder im Buch - wirkt ansprechend, was durch die harmonische Farbwahl bewirkt wird. Dabei wirken die Bilder nicht - wie in vielen Kinderbüchern - kitschig, da die Illustratorin die Meerestiere sehr phantasievoll gestaltet. Große, ganzseitige Bilder, in die teilweise auch der Text gesetzt wurde, gibt es lediglich elf. Dies macht für mich eine der Besonderheiten des Buches aus: Ein Bilderbuch lässt eigentlich weniger Text erwarten. Es gibt viele Seiten, die nur aus Text bestehen und kaum oder nur durch eine kleine Figur aufgelockert sind. Allein der Textumfang zeigt, dass sich das Buch eher an fortgeschrittene Leseanfänger richtet.
Auch sprachlich und inhaltlich ist der Text recht anspruchsvoll, was den erwachsenen Leserinnen und Lesern natürlich Lesegenuss verspricht. Kinder, die sich im Lesen schwer tun und deren Weltwissen eher eingeschränkt ist, werden durch diesen Text vielleicht frustriert, da er manche schwierigen Begriffe für das Verständnis voraussetzt und nicht etwa implizit erklärt. Inhaltlich erinnert der Text an ein Märchen: Da das aus der Art geschlagene Kind dem autoritären, karrierebewussten Vater im Wege steht, verstößt er es. Die labile Mutter fügt sich. Am Ende gibt es - wie im Märchen - ein Happy End. In der Fischwelt erinnert vieles an politische Strukturen der Menschenwelt: Der “zum gehobenen Beamtentum im Meer vor Indien” gehörende Vater hat “die besten Aussichten, Botschafter im Atlantischen Ozean zu werden”. Solche und ähnliche Analogien sind für den Leser natürlich von Reiz. Der Autor versteht es, verschiedene Stimmungen durch seinen Text zu transportieren: Sehr poetisch sind die Passagen, die das Singen des kleinen Fisches beschreiben. Auch Melancholie, Einsamkeit, Sehnsucht, aber auch Heiterkeit werden gekonnt sprachlich umgesetzt. Der auktoriale Erzähler wendet sich an einigen Stellen direkt an die Leser und kommentiert damit die Geschichte.
Fazit: Die Stärke des Textes, seine Vielschichtigkeit, ist gleichzeitig seine Schwäche, da sie leseunerfahrenere Kinder eher abschreckt. Vielleicht ist dieses Buch deshalb ein ideales Vorlesebuch, denn so kann der Erwachsene dem Kind Hilfestellungen geben.

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Diese Rezension wurde verfasst von bu.
Veröffentlicht am 01.01.2010