Der Schnee der Jahre

Schlagwörter

• Arbeitswelt
• Historisches

Teaser

1937 bricht der junge Edward nach Köln auf, um die freiheit zu finden und der Enge seines heimischen Lebens zu entkommen. Kaum hat er Fuß gefasst, wird er vom Zweiten Weltkrieg überrollt, bevor er shcließlich als Kriegsversehrter 1944 wieder in die Heimat kommt.

Beurteilungstext

Gerade noch an der Grenze zum Jugendbuch, lässt der Autor in seinem atmosphärisch dichten Roman die Zeit kurz vor dem zweiten Weltkrieg, die Kriegszeit selbst und die Zeit danach noch einmal aufleben. Dabei konzent-riert sich das Geschehen auf die Person des jungen Edwards, der während seines Heranwachsens mehr und mehr die räumliche Beschränktheit der Heimat und den streng religiösen, eng gesteckten Rahmen seiner Familie emp-findet. Sein Freiheitsdrang führt ihn nach einiger Zeit in die Lehre nach Köln; aus kleinen Verhältnissen und winzigem Dorf herstammend, muss er lernen, sich in der Großstadt zu behaupten, im Beruf und im privaten Leben. Die großstädtische Verruchtheit zieht ihn in den Bann, führt ihm eine bis dahin unbekannte Welt vor Augen, die ihn gleichermaßen anzieht wie abstößt. Lange Zeit hat er nicht, sich mit dem neuen Leben vertraut zu machen. Der Krieg bricht aus, Edward wird Soldat und kehrt Jahre später als Kriegsversehrter zurück, ein innerlich und äußerlich Gescheiterter, der sich im Leben nicht mehr zurecht findet. In einem persönlichen Schicksal, im Leben einer Familie gestaltet der Autor ein Stück deutsche Geschichte, ein Stück längst vergangenen Alltags. Dies gelingt ihm besonders durch eine auffallend eindrucksvolle Sprache und einen exquisiten, brillanten Erzählstil, der sich mit den großen deutschen Romanen messen kann. Bereits 1988 und 1992 hat der Autor als Übersetzer der werke Racines zwei renommierte Preise gewonnen. Ein erfreuliches Erzähltalent, in dem sich Wissen, Verständnis, Einfühlungsvermögen mit der Fähigkeit des absolut stimmigen, angemessenen Ausdrucks paaren. Ein Lichtblick in der deutschsprachigen Literatur. Jugendlichen Lesern zu empfehlen, wenn sie Interesse an Geschichte aufbringen und bereit sind, sich auf die teils philosophischen, weltoffenen Gedankengänge Ed-wards einzulassen. Für erwachsene Leser nachdrücklich empfehlenswert. Herausragend!