Der Ruhm meines Vaters

Autor*in
ISBN
978-3-95839-531-2
Übersetzer*in
Sachse, Harald
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Tanco, Morgann
Seitenanzahl
96
Verlag
Splitter
Gattung
Buch (gebunden)Comic
Ort
Bielefeld
Jahr
2017
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
19,80 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Die Erinnerungen einer glücklichen und schwerelosen Kindheit gipfeln im unverhofften Jagdglück des Vaters, leicht wehmütig und zauberhaft erzählt und bebildert.

Beurteilungstext

Wir schreiben (etwa) das Jahr 1900. Marcel ist 6 Jahre alt, sein Vater Joseph ist 24 Jahre älter und Lehrer mit der Aussicht auf eine Hauptlehrerstelle in Marseille. Das Geld ist knapp und muss gut eingeteilt werden. Augustine, Marcels Mutter (... ihr "Alter war auch das meine, denn meine Mutter, das war ich, und als Kind glaubte ich, wir seien am selben Tag geboren."), verdient als Schneiderin hinzu, aber bald sind zwei weitere Kinder da. Die Familie ist viel mit Augustines Schwester Rose zusammen, und als diese den wohlhabenden Katalanen Thomas, der aus gutem Grund Jules genannt wird, heiratet, auch mit diesem. Ja, Joseph freundet sich gar mit Jules an und der kleine Marcel ist begeistert vom neuen Verwandten - auch wenn dieser einige Male recht gönnerhaft daherkommt.

Ein gemeinsamer Urlaub im Süden Frankreichs in einer heruntergekommenen Villa auf der Hochebene zwischen Aubagne und Aix wird geplant, Möbel beim Trödler gekauft. Jules lässt sein Inventar für die Villa sowie alle benötigten Gegenstände von einem Wagen mit Möbelpacker zum Urlaubsort bringen, Marcels Familie hat die Möglichkeit, ihre Möbel als Zuladung auf dem kleinen Pferdewagen eines Bauern zu transportieren. Sie selbst fahren zunächst mit der Tram und müssen dann mehrere Kilometer in der Hitze des Tages zu Fuß gehen, das jüngste Kind wird getragen.
Am Ort angekommen erkundet Marcel mit seinem kleineren Bruder Paul die Umgebung. Sie spielen in und mit der Natur, manchmal auch gegen sie (zum Beispiel das "Experiment" mit zwei Gottesanbeterinnen bzw. mit der Siegerin und vielen Ameisen). Dann kommt der Tag, da Marcels Vater und Onkel Jules auf die Jagd gehen. In der Tat entsteht ein ungleicher Wettkampf zwischen den beiden Männern. Wem gelingt es, eine Bartavelle = Königs-Rebhuhn zu schießen? Und warum darf der kleine Marcel nicht mit und folgt den beiden dennoch heimlich?

In dieser Geschichte werden mehrere soziale Besonderheiten der Zeit in Südfrankreich angerissen (zum Beispiel die Rolle der "Normaliens"). Im Mittelpunkt steht aber die heile Familie in ihren strikten Regeln, deren Einhaltung mit unbedingter Liebe zwischen den Personen einhergeht. Das macht sich auch sprachlich bemerkbar: "Bei uns ist ein Tag nur schön, wenn man sich auf den nächsten freuen kann." oder: "Es begannen die schönsten Tage meines Lebens." oder in der Geschichte vom "Geheimnis der Weintraube", die nicht gegessen, sondern in der Familie herumgereicht wird.

Die Bilder sind fast durchgängig durch Rahmenstäbe getrennt - und stehen in vier Reihen und drei Spalten, die sich oft so zusammentun, wie es dem Comic zusteht. Mehrmals wird die Form unterbrochen: eine ganze Seite für den Überblick des Hochlands; mehrere Seiten mit Hintergrundbildern, die vom kleinen Marcel gezeichnet sein sollen und zeigen, dass er zwar hochbegabt ist, aber auch (nach heutigen Maßstäben) ein ziemlicher Rüpel sein kann.
Die Personen sind mit Accessoires oder Besonderheiten ausgestattet, sodass man sie jederzeit erkennen und auseinanderhalten kann. Onkel Jules schmückt ein ausladender brauner Oberlippenbart, Tante Rose hat auf ihrer linken Wange einen schwarzen Schönheitsfleck, Vater Joseph trägt eine starke Brille mit goldfarbenem Rahmen und runden Gläsern usw.
Der Graphic Novel vorangestellt ist ein kurzes Vorwort vom heutigen Enkel Marcels. Beschlossen wird sie durch fünf Seiten der Autoren.

P.S. "Der Ruhm meines Vaters" liegt sowohl als Roman (1957; "Eine Kindheit in der Provence") sowie auch als Film vor ("Le gloire de mon pére" bzw. "Der Ruhm meines Vaters", 1990, Regie Yves Robert). "Das Schloss meiner Mutter" als Graphic Novel ist in Vorbereitung.

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Diese Rezension wurde verfasst von uhb.
Veröffentlicht am 01.04.2017