Der kleine Nick und sein Luftballon

Autor*in
ISBN
978-3-257-01139-5
Übersetzer*in
Lenzen, Hans Georg
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
154
Verlag
Diogenes
Gattung
Ort
Zürich
Jahr
2009
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
16,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Einige Begrifflichkeiten verschwinden (leider). Prima gehört dazu, Charme gehört dazu. Und dabei sollte dies Buch in der Rezension dadurch charakterisiert werden, dass es den "Charme der fünfziger Jahre" versprühe. Aber genau das macht es, und wenn man sich erst einmal auf die Zeit eingelassen hat, die man evtl. nicht einmal vom Hörensagen kannte, dann eröffnet sich eine wunderbare, aufregende ruhige Welt.

Beurteilungstext

Selbst als erwachsener Leser stutzt man zunächst, wenn das Fernsehen eine exotische Rolle bekommt, die sie damals doch erhielt, nämlich: Chlodwigs haben einen Fernseher. Das ist heute nun mal gar nicht aufregend. Damals aber trafen sich die Nachbarn, war man begehrt wegen dieses Besitzes. Goscinny macht daraus eine Geschichte, in der der Vater vom kleinen Nick seinen Sohn zu eben diesen Fernsehbesitzern bringt und eben noch einmal mit hineinkommt - und dann aber auf einem der Stühle kleben bleibt, die sich um den Fernsehapparat gruppieren. Was dann alles passiert, ist wenig spektakulär, lebt aber von den Gegensätzen von dem was tatsächlich passiert zu dem, was dazu gesagt wird. Köstlich!
Der kleine Nick wird groß in einer Zeit, in der es keine Angst um die Zukunft gibt. Gut, wir haben politisch die Zeit des "Kalten Kriegs", des "Gleichgewichts des Schreckens", aber das wird nicht erwähnt. Es ist ein Heranwachsen ohne Angst. Die Welt der Kleinen ist auch klein und überschaubar. Nicks Freunde sind und bleiben seine Freunde, auch wenn man mit diesem oder jenem "raufen" oder ihn "verhauen" (auch Begriffe, die es nicht mehr gibt - heute wird gemobbt oder gedisst oder werden Handyfilme ins Internet gestellt).
Der Diogenes Verlag hat die ersten 10 Geschichten aus dem Gespann "Goscinny & Sempé" wieder aufgelegt, und die Tochter des 1977 gestorbenen Autors hat Jean-Jacques Sempé überzeugen können, diese Geschichten neu zu illustrieren. Farbig sogar, wenn auch nur "koloriert".
Beide haben damals eine Figur geschaffen, die offensichtlich die Zeiten überdauert, so wie Goscinny mit anderen Partnern ebenfalls andere Figuren mit ebensolchem Charisma schuf (mit Uderzo die Figuren um Asterix, mit Morris den Lucky Luke u. a.).
Hier aber sind wir beim "Petit Nicolas", dem kleinen Nick. Was soll man lange drum herum reden und loben? Diese Geschichten werden auch in weiteren 50 Jahren noch ihren Charme versprühen und dem Wort "prima" eine Erinnerung gewähren.

Merkwürdig ist, dass der kleine Nick in der Tat als Identifikationsfigur taugt. Er ist nicht besonders begabt, er kann nichts Außergewöhnliches. Seine Nase ist zu groß, sein Kopf sowieso. Er trägt meist kurze Hosen, öfter ist er mit Krawatte und Jackett abgebildet, Schuluniformen kennen deutsche Kinder zumeist nicht. Seine Eltern sind spießig, seine Umgebung ebenso, und er, wenn man 's recht bedenkt, auch.
Und dennoch schließen wir ihn in unser Herz und wünschen, dass viele (oder auch alle) Abenteuer nicht ihm, sondern uns passieren mögen - bzw. passierten. Vor allem aber wünschen wir uns diese heile Welt (zurück).

Wenn wir doch wenigstens unseren Kindern diese Zeit für wenigstens eine gewisse Zeit schaffen könn(t)en, dann sollten wir es auch tun. Zweifel und Ängste brauchen sie nicht zum Großwerden.

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Diese Rezension wurde verfasst von uhb.
Veröffentlicht am 01.01.2010