Der kleine Häwelmann

Autor*in
Storm, Theodor
ISBN
978-3-314-10666-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Zwerger, Lisbeth
Seitenanzahl
24
Verlag
Nord-Süd
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)
Ort
Hamburg
Jahr
2023
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiVorlesen
Preis
20,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

„Hast du denn noch nicht genug? – Mehr, mehr, mehr!“ Mit atmosphärischen Illustrationen wird die die Reise eines Kindes gezeigt, das sich mit unerschöpflichen Entdeckermut mit dem Mond bis in den Himmel wagt.

Beurteilungstext

Das Longseller-Märchen „Der kleine Häwelmann“ von Theodor Storm (1849) erfreut sich seit nunmehr fast 175 Jahren stetiger Bekanntheit und wurde seither von namenhaften Illustrator:innen wie unter anderem Else Wenz-Viëtor oder Henriette Sauvant bebildert. Auch Lisbeth Zwerger verleiht der Geschichte des kleinen Jungen, der nicht einschlafen mag und sich mit dem Mond auf eine abenteuerliche Reise begibt, in diesem Buch eine eigene Bildlichkeit. Erstmals 1995 im Michael Neugebauer Verlag erschienen wird es nun im NordSüd Verlag neu aufgelegt.
In sehr atmosphärischen, fast etwas entrückt wirkenden Illustrationen, die monoszenisch auf der rechten Buchseite neben den Text gestellt werden, wird zunächst gezeigt, wie sich der kleine Häwelmann ein Segel aus seinem Nachthemd baut und im Zimmer umherfährt. Der Mond beobachtet das lustige Spiel und lässt das Kind auf Drängen auf einem Lichtstrahl durch das Schlüsselloch nach draußen in die Stadt. Hier schläft alles. Eindrucksvoll inszeniert Zwerger den Mond in menschlicher Gestalt als übergroßes Wesen mit kreisrundem weißem Kopf und Sichelmütze in zarten Blautönen. Sein ruhender Gesichtsausdruck und sein träger Gang stehen im Kontrast zum fordernden Kind. Weiter durch den Wald, an das Ende der Welt und bis in den Sternenhimmel treibt es den kleinen Häwelmann. Erst als er die Sterne vom Himmel schubst, die von Zwerger ebenfalls vermenschlicht dargestellt werden, als wären es verstorbene Personen, die ihre Zeit lesend, sich unterhaltend oder spielend auf den Wolken zubringen, und der Junge dem Mond auf der Nase herumfährt, reicht es dem geduldigen Himmelsgestirn und er hinterlässt das Kind in völliger Dunkelheit. Als die Sonne mit erhitztem, rotem Kopf bei Tagesanbruch den Eindringling bemerkt, wird er kurzerhand zurück ins Meer geworfen. Theodor Storm endet mit der Pointe, dass das egozentrische Kind schließlich vom Boot des Erzählers eingesammelt wird.
Die sehr reduzierten Aquarelle lenken den Fokus auf die Komposition der Szenen, als weniger auf Details. Die Hintergründe scheinen durch wässrigen Farbauftrag zu verschwimmen. In Blautönen zeigen die Bilder eine stille Traumwelt, in die der kleine dynamische Herrscher und Eroberer eindringt. Kleine Vignetten greifen weitere Szenen wie jene mit dem Wetterhahn und „illuminierenden“ Katze auf.
Die Geschichte berichtet vom unbändigen Entdeckerdrang des Kindes, das sich als kleiner Egozentriker über alle Grenzen hinwegsetzt, aber auch mit Blick auf das vorangestellte Gedicht des Autors von der Elternliebe, die ihn sicher nach Hause trägt. Ein zeitloser Klassiker mit stimmungsvollen Bildern.

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Diese Rezension wurde verfasst von jodu; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 08.01.2024