Der kleine Grieche

Autor*in
, Bär
ISBN
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Fleischmann, Michael
Seitenanzahl
48
Verlag
Ueberreuter
Gattung
Ort
Wien
Jahr
2007
Lesealter
Einsatzmöglichkeiten
Preis
4,95 €
Bewertung
nicht empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der kleine und malbegabte neunjährige Grieche Pedros soll anläßlich der bald anstehenden Olympischen Spiele eine Vase bemalen. Bis er die Aufgabe erfüllt hat, hat er einige Schwierigkeiten zu meistern.

Beurteilungstext

Der Verlag wirbt damit, mit diesem Buch einerseits einfache, in sich abgeschlossene Geschichten, die das Leseverständnis erweitern sollen, andererseits den Kindern (hier Drittklässlern) “Lesefutter mit zahlreichen Informationen rund um das alte Griechenland” zu bieten. Im ersten Fall mag das vielleicht ansatzweise gelungen sein, im zweiten Fall ist es - genau wie in dem anderen Buch Hans Bärs, “Der kleine Römer” - völlig mißlungen; denn auch hier beweist der Autor, dass er sich äußerst nachlässig über sein Thema informiert und zudem äußerst unüberlegt geschrieben hat.
Dies beginnt sogleich mit dem ersten Wort, welches der Name des kleinen Griechen ist: Pedros. Wie kam der Autor nur darauf, für einen Griechen einen spanischen Namen zu wählen? Dasselbe gilt für zwei andere Personen: Mikis und Pandis. Sodann muss der Leser erfahren, dass “Pedros” mit seinen neun Jahren in die Schule geht, die bei den Griechen angeblich “Gymnasium” hieß. Falsch. Das Gymnasium ist im klassischen Griechenland eine Sportstätte, in der aber zunächst kaum unterrichtet wurde; bestenfalls fanden sich dort junge Männer (!) ein, die Philosophen oder Rhetoriklehrern zuhörten. Kleine Jungen wie dieser “Pedros” gingen - sofern sich die Eltern das Schulgeld leisten konnten - bei einem Privatlehrer, der einen kleinen Laden angemietet hatte, ungefähr bis zu ihrem zwölften Lebensjahr in die Schule.
Der nächste Punkt ist Bärs vage Entfernungsangabe, dass die Stadt Elis, in der “Pedros” wohnt, nicht weit von Olympia liege (S. 10). Ein Blick in einen historischen Atlas (der Putzger würde reichen) hätte den Autor belehrt, dass es zwischen Elis und Olympia mehr als 40 km Luftlinie, und auf der antiken Straße fast 70 km Strecke ist! Da sich “Pedros” und seine Eltern damals nur Schusters Rappen leisten konnten, hätten sie diese Strecke gehen müssen. Der Autor möge im Hochsommer diese Strecke einmal selbst gehen, dann lernte er, was “nicht weit” bedeutet. Auch wird die erst 471 v. Chr. gegründete Stadt Elis nicht über solche qualitativ gute Töpfereien verfügt haben, wie die archäologischen Funde nahelegen; zudem waren solche Siegesamphoren ein Monopol Athens. Da verwundert es nicht, dass Bär es auch mit der Chronologie nicht genau nimmt; so lässt er den berühmten Ringer Milon von Kroton (ca. 540 v. Chr.) mit dem Demagogen Alkibiades (450 - 405 v. Chr.) zusammenkommen. Da hat Bär dem Leser aber einen Bären aufgebunden. So geht das weiter. Insgesamt sind das zu viele eklatante Fehler auf 48 Seiten in Großdruck mit vielen Abbildungen.
Dieses Buch ist eine Schande und Blamage für einen so ausgezeichneten Verlag. Zugleich stellt sich das Lektorat ein Armutszeugnis aus, weil es offensichtlich nicht über das mindeste Sachwissen verfügt, um solche gravierenden Fehler zu erkennen.
Ein weiteres Ärgernis ist, dass man das angebliche Wörterbuch verzweifelt sucht - und nicht findet.
Daher kann das Buch in keinster (!) Weise empfohlen werden. Eher sollte es schnellsten aus den Regalen verschwinden.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von eb.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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