Der Klang der Farben
- Autor*in
- Liao, Jimmy
- ISBN
- 978-3-905816-84-6
- Übersetzer*in
- Hermann, Marc
- Ori. Sprache
- Chinesisch
- Illustrator*in
- Liao, Jimmy
- Seitenanzahl
- 128
- Verlag
- chinabooks
- Gattung
- BilderbuchSachliteraturTaschenbuch
- Ort
- Uitikor Waldegg
- Jahr
- 2019
- Lesealter
- 14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 24,90 €
- Bewertung
Teaser
Ein blindes Mädchen in der U-Bahn auf der Suche nach dem Glück? Eine faszinierende Reise in die eigene Fantasie und hinein in eine Welt des Wunderbaren.
Beurteilungstext
Das umfangreiche Bilderbuch von Jimmy Liao ist an Erwachsene adressiert – das stellt der Künstler seinem Werk voran. Es erzählt die Geschichte eines fünfzehnjährigen, erblindeten Mädchens, das sich in der U-Bahn von Ort zu Ort bewegt und in Auseinandersetzung von eingeschränkter sinnlicher Wahrnehmung und individueller Vorstellungswelt in eine surrealistische Welt der Wundergärten und fantastischen Wesen und Ereignisse eintaucht. Die Bilder folgen sequenziellen Logiken und erzählen kleine Episoden, in denen das Mädchen besondere Begegnungen macht, an wunderbare Orte kommt oder einfach seine Wahrnehmung der manchmal auch ganz profanen Welt darstellt. Immer wieder ist der U-Bahn-Schacht und die Treppe zur Welt ein wichtiger Handlungsort, der sich in wunderbare Muster kleidet oder in den nicht sichtbaren Erdschichten und Katakomben wiederum Fantastisches andeutet.
Überhaupt ist das ganze Buch weniger ein stringent erzählter Plot, als eine Ansammlung wunderbarer Ereignisse und Anspielungen, gerahmt von poetischen Worten und durchdrungen von Anspielungen auf bekannte Kunstwerke, aber auch die Unterhaltungsindustrie der Gegenwart. Es endet mit einer beeindruckenden Chagall-Adaption, die dann fast schon einen paradiesischen Charakter aufweist.
Die bühnenartigen Bilder sind gezeichnete und oft grafische schraffierte, oft aber auch malerisch flächenhafte und farbkräftige Zeichnungen, die einen comicartigen Stil aufweisen, der auch an Maurice Sendak erinnert. In kurzen Texte wird eher die Selbstsicht des Mädchens dargestellt, kontrastiert von einer Umwelt, die es weniger sieht als fühlt bzw. als synästhetisches Gesamterlebnis wahrnimmt. So entsteht ein komplexes Psychogramm auf 128 Seiten – ausgesprochen faszinierend und Bilderbuchliebhaber*innen sehr zu empfehlen!
Michael Ritter