Der Junge und der Gorilla

Autor*in
Kramer, Jackie Azúa
ISBN
978-3-219-11891-9
Übersetzer*in
Stratthaus, Bernd
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Derby, Cindy
Seitenanzahl
48
Verlag
Annette Betz
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Berlin
Jahr
2020
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Ein kleiner Junge verliert seine Mutter und muss sich plötzlich allein mit seinem trauernden Vater in seinem Leben zurecht finden. Aber ein großer Gorilla steht dem kleinen Jungen zur Seite und begleitet ihn durch diese schwierige Zeit.

Beurteilungstext

Jackie Azúa Kramer hat gemeinsam mit der Illustratorin Cindy Derby ein poetisches und einfühlsames Buch über den Verlust eines geliebten Menschen gestaltet. Ein kleiner Junge und sein Vater betrauern den Verlust ihrer Mutter und Ehefrau. Die doppelseitigen Illustrationen sind flächig und in matten graublauen Tönen gehalten. Die Aquarelle vermitteln ein Gefühl von Weite und Verlorenheit, der Kummer wiegt schwer. Nur einige kleine Farbtupfer erinnern an die Freude und die Lebenslust, als die Mutter noch Teil der Lebenswelt des Jungens war.
Der große, graulila Gorilla folgt dem kleinen Jungen seit der Beerdigung der Mutter. Die Anteilnahme und die Zuwendung des Gorillas ist deutlich spürbar und mit wenigen, gekonnt gesetzten Pinselstrichen umgesetzt. In knappen Worten entspinnt sich die Beziehung zwischen Gorilla und Junge. Der Gorilla begleitet den Jungen in seiner Trauer und findet einfache Worte für das, was der Junge empfindet, und er findet einfache und verständliche Antworten auf die Fragen, die der Junge hat. Der Vater und der Junge trauern zunächst jeder für sich, blind vor Trauer für den anderen. Es wird deutlich, dass beide den Verlust noch nicht teilen können. Auch hier vermittelt der Gorilla auf sanfte Weise, mit kleinen Hinweisen lenkt er den Jungen langsam zum Vater. Der Gorilla vermittelt ohne zu urteilen oder zu drängeln und akzeptiert den Jungen mit seinen schwierigen, teils widersprüchlichen Gefühlen der tiefen Trauer. Er hilft dem Jungen zu verstehen, dass seine Mutter auch nach ihrem Tod immer Teil seines Lebens sein wird und ihn auf viele Weisen weiter begleitet und fortlebt.
Der Gorilla begleitet den Jungen und seinen Vater, bis sie es schaffen gemeinsam zu trauern und zu einer kleinen mutterlosen Familie zusammenwachsen. Der Gorilla zieht sich langsam zurück, er hat seinen Auftrag erfüllt, die Aquarelle werden farbiger und die Hoffnung sowie die Freude am Leben kehren zurück.
Dieses Bilderbuch ist rundum gelungen. Es nimmt sich dem schwierigen Thema von Verlust, Trauer und Tod auf feinsinnige Weise an, beim Lesen kullern die Tränen und Gänsehaut stellt sich ein. Die Metapher vom Gorilla, eines starken Beschützers, ist toll gewählt und bildmächtig umgesetzt, mächtig und doch sensibel zugleich. Die Farbsprache des Buches, die sich aus der Lethargie der Trauer befreit und langsam wieder zurück ins Leben findet, wo Neues entstehen kann und sich frische Blüten bilden, ist einfach nur wunderbar. Die aufs Einfachste reduzierten Dialoge zwischen Gorilla und Junge und später Vater und Junge sind von großer Tiefsinnigkeit und Poesie. „Der Junge und der Gorilla“ hat mich
sehr berührt und ich bin von der Kraft und Ausdrucksstärke der einfachen Texte und Aquarelle beeindruckt. Ein starkes Bilderbuch für Kinder, Eltern und Familien, die sich mit dem Thema Trauer und Verlust auseinandersetzen müssen. Es gibt Trost.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Karo; Landesstelle: Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlicht am 02.01.2021

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